Rezension

Welchen Preis hat unsere Moral?

Der Besuch der alten Dame - Friedrich Dürrenmatt

Der Besuch der alten Dame
von Friedrich Dürrenmatt

Nach Jahrzehnten kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian in ihr verarmtes Heimatdorf Güllen zurück in dem ihr einst ein großes Unrecht zuteil geworden ist. Um ihre Rache zu bekommen, verspricht sie den Einwohnern Güllens eine Milliarde unter der Bedingung, dass Alfred Ill, ihr ehemaliger Liebhaber, für sein Verbrechen an ihr mit dem Tod bestraft wird. Ein Angebot, dass zu verlockend ist, um unbeachtet zu bleiben.

Friedrich Dürrenmatts Klassiker „Der Besuch der alten Dame“ ist bereits mehrfach verfilmt und in vielen Klassenzimmern zur Lektüre geworden. Das Theaterstück entstand bereits 1955 kann jedoch nahtlos auch in unsere heutige Zeit übertragen werden, was dieses Werk umso beeindruckender macht. Im Zentrum der Geschichte steht Claire Zachanassian, die Gerechtigkeit/Rache für eine Ungerechtigkeit fordert, die ihr in der Jugend zuteilwurde. Sie selbst ist ein sehr exzentrischer Charakter, wirkt beinahe distanziert und allen anderen übergeordnet, die ohne zu Fragen und beinahe selbstverständlich nach ihrer Pfeife tanzen. Die Güllener, die zunächst versuchen an ihrer Moral festzuhalten, können dem Angebot der Dame jedoch nicht lange widerstehen. Die Rache der Claire Zachanassian, wird zur Gerechtigkeit für das ihr zugefügte Unrecht verdreht und ein Mord somit gerechtfertigt. Der schwarze Humor, der fast unangemessen erscheint, bedenkt man das doch heikle Thema dieses Buches, hat mich wirklich unterhalten. Ein großartiges Stück, dass ich gerne mal auf einer Bühne sehen würde.