Rezension

Wunderbares Stück über Schuld und Sühne

Der Besuch der alten Dame - Friedrich Dürrenmatt

Der Besuch der alten Dame
von Friedrich Dürrenmatt

Bewertet mit 5 Sternen

"*Friedrich Dürrenmatt*" schrieb 1959 die Geschichte "*Der Besuch der alten Dame*". Nach vielen Jahren kehrt die Multimilliardärin Claire Zachanassian vormals Kläri Wäscher in ihrem ehemaligen Heimatort Güllen/Schweiz zurück. Der Ort ist inzwischen heruntergekommen, die Bevölkerung verarmt. Sie verspricht den Einwohnern der Stadt den riesigen Betrag von einer Milliarde zu schenken, doch ist diese Schenkung an eine Bedingung gebunden: Sie verlangt den Tod ihres ehemaligen Geliebten Alfred, der sie damals geschwängert und sitzengelassen hat und mittlerweile hohes Ansehen im Dorf genießt. Nach anfänglichem Sträuben beginnen sich die Bewohner an den Gedanken des Reichtums zu gewöhnen.

Dürrenmatt hat die Geschichte als Theaterstück geschrieben, daher ist der Text auch nicht wie ein Roman aufgebaut.
Die Regieanweisungen des Autor geben dem Text eine bildhafte Beschreibung, die sich beim Lesen zu einem Ganzen verbindet.
Allerdings muss ich sagen, dass mir die Variante als Theaterstück beiweiten noch besser gefällt als lediglich der Text.

Die Charaktere besitzen viele Merkmale, die sich sehr speziell machen. So erkennt man in Claire eine männerverschleißende Frau, die bereits drei mal verheiratet war. Auf die Art und Weise war es ihr auch möglich, diesen Reichtum anzuhäufen.
Andere Figuren bleiben namentlich annoym, sie werden mit ihrer Berufsbezeichnung betitelt, z. B. Pfarrer, Polizist.

Dieses Stück glänzt mit einer boshaften Darstellung der menschlichen Gier nach Reichtum und Macht. Wie weit werden die Menschen für Geld gehen? Wo ist die Grenze und wie kann man einen Verrat mit dem eigenen Gewissen vereinbaren? Welche moralischen Grenzen sind vor das Allgemeinwohl zu stellen?

Dürrenmatt erreicht es, die Gesellschaft zu kritisieren, ohne ausschließlich scharf zu kritisieren. anprangernd zu wirken. Er benutzt dazu die spezielle Form des Dramas, die tragische Komödie.   Auch wenn das Stück melodramatische Züge besitzt, gibt es Passagen, die erheitern und die Tragik untergraben. Man ist sich stets bewusst, hier ein Theaterstück vor Augen zu haben. Der schwarze Humor und ein wenig Satire geben dem Zuschauer die Distanz zum d, auch wenn man   Recht eigenwillig - seine Art Elemente von schwarzem Humor und Satire in sein Stück einzubetten. Dürrenmatt schafft es so, eine gewisse Distanz zum tragischen Vorgang aufzubauen.

Der Clou vom Ganzen ist eindeutig das Ende. Hier gibt es eine Überraschung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

"Der Besuch der alten Dame“ ist eines der besten Theaterstücke überhaupt. Durch die moralischen Fragen bleibt es zeitgemäß und gibt Einblicke in die menschliche Seele. Unbedingt lesen oder sehen!