Rezension

Tiefgründig!

Am Ende aller Zeiten - Adrian J. Walker

Am Ende aller Zeiten
von Adrian J. Walker

~~Zunächst gab es von mir 3 Sterne, nachdem ich nun das Buch habe wirken lassen sind es 4 geworden, trotz einiger Kritikpunkte. Und ja, dies lag sehr intensiv am letzten Kapitel! Denn ab der Hälfte des Buches sank leider meine anfängliche Begeisterung ...

Der Leser sollte kein apokalyptisches Ende der Welt in Form von Brutalität und nervenzerreißender Spannung erwarten. Der Autor setzt zwar seinen Fokus ebenso auf die menschlichen Abgründe, jedoch steht die Entwicklung von Ed im Mittelpunkt.
Dies empfinde ich immer als positiv, bin jedoch mit einer anderen Erwartung an das Buch herangegangen.

Ich hatte nicht mal richtig zu lesen begonnen, schon war ich Hin & Weg! Auf der Innenseite des Covers ist der Beginn des Prolog "Glaube" abgedruckt als schriftliche Notiz und der Schreibstil nahm mich sofort gefangen!
 "Ich glaube, was ich glaube, damit das Leben weniger beängstigend ist. Unser Glaube ist nur eine Sammlung von Geschichten, die wir uns selbst erzählen, um uns die Angst zu nehmen. Glaube hat sehr wenig mit der Wahrheit zu tun." (S. 8)

Ed berichtet vom Anfang des Endes. Von seiner Erleichterung bezüglich des Weltuntergangs. Von seiner Trinkerei & den nicht vorhandenen Vaterqualitäten. Wie er den Kioskbesitzer nieder schlägt.
 Ein Anti-Charakter welcher die Leserwelt spaltet, gespickt mit viel Sarkasmus ~ ich war Ed-Fan! Genau über solche Charaktere lese ich gerne.
 Es werden Freiwillige für Versorgungseinsätze gesucht, fernab der Familie: "Ich war kein völlig unbrauchbarer Ehemann & Vater. Aber eben auch kein guter. Ich wischte mir den Brei ab und hob die Hand." (S. 111)

Die beklemmende Stimmung transportiert Adrian J Walker hervorragend. Ich konnte mich in die beschriebenen Situationen hineinfühlen.
 "Von weit weg hörten wir ein leises, nasales Heulen. Es war ein Geräusch aus einem anderen Jahrhundert. Ein Geräusch, das bei uns nichts mehr verloren hatte." (S. 29)
 Der Leser wird hineingesogen durch die Schriftsprache, fühlt & erlebt mit.

Ebenso wird relativ früh mit Moral und Gesellschaftskritik gespielt. Unwillkürlich setzt der Leser sich damit auseinander, stellt sich Fragen. Würde ich anderen helfen oder einzig auf meine Familie konzentriert sein? Wie weit würde ich gehen um noch Vorräte zu beschaffen? Kaum Platz für meine Familie & mich, würde ich dennoch die Tür öffnen?

Doch dann kommt der Tag an dem Ed sich nur noch die eine Frage stellt: Kann ich über mich selbst hinauswachsen, um zu meiner Familie zu gelangen?!?
 Dies ist auch die Wende der Geschichte!
 Es geht um denn inneren Kampf, den Konflikt aufzugeben oder durchzuhalten. Ed hinterfragt sich selbst, sucht sich in seiner eigenen Kindheit. Vordergründig geht es um die Auseinandersetzung mit sich selbst.
 "Ich fühlte mich wie ein Kind. Ich war ein Kind; ich bin ein Kind. Denn wir werden gar nicht erwachsen - wir werden überwachsen wie frisches Grün von Gestrüpp." (S. 416)

Eher der kleinere Anteil dieser Geschichte, werden auch die menschlichen Abgründe aufgeführt, das surreale Verhalten welches sich bedingt durch die neue Lebenssituation entwickelt. Genau hier hatte ich mir mehr erwartet, mehr Intensität.

Für mich war das Buch nicht die Geschichte, welche ich erwartet hatte. Und doch beschloss ich von 3 auf 4 Sterne hochzugehen. Der Schreibstil hat mich gefesselt, bestimmte Szenen waren sehr gut skizziert & besonders die Kapitel "Weisse Propheten" und "Sennen Cove" haben mich eingenommen! Der Leser wird zurückgelassen und genau das ist es was mich nochmals überzeugte!