Rezension

Überraschend anders und gefühlvoll

Unbekannt verzogen - Tom Winter

Unbekannt verzogen
von Tom Winter

Schon habe ich mich auf Ausbruch und Aufbruch in eine neues Land gefreut, auf ein unverhofftes Treffen zweier kompletter unterschiedlicher Personen...falsch gedacht. Die Geschichte entwickelt sich ganz anders als erwartet du dennoch hat sie mir sehr gefallen.

Der Schreibstil liest sich herrlich leicht und ist oft wunderbar formuliert ohne gleich poetisch schwer zu wirken. Die Kapitel werden aufgeteilt und so erzählt einmal Albert, einmal Carol und dazwischen kommen Carols Briefe (die ich mitunter am spannendsten fand). Obwohl der Roman mit wenigen Nebenfiguren auskommt und ich die Freundin / Nachbarin von Carol wirklich doof fand, braucht es trotzdem nicht mehr. Weitere Personen wären bloss unnötige Ablenkung.

Die Geschichte spielt in einem tristen, grauen Stadtteil Londons. Sehenswürdigkeiten und das schöne grosse Stadtleben wird nie erwähnt, sondern die Kulisse bildet eine trostlose Reihensiedlung und auch Alberts Wohnung liegt in einem Wohnblock, der mit Graffitis voll ist und der Nachbar einem das Leben schwer macht. So hat der Roman eine ziemlich traurige Farbe und Atmosphäre und die Hauptfiguren versauern in ihrem Leben. Und doch erleben sie so einiges, was dem Ganzen eine gute Portion Hoffnung verleiht.

Albert habe ich besonders ins Herz geschlossen, hatte oft aber auch echtes Mitleid mit ihm. Carols ehrliche Briefe regen zum Nachdenken an und Alberts Katze fand ich in ihrer sehr ruhigen Rolle doch sehr putzig.

Ganz generell ist dem Autor ein emotionaler, nachdenklicher aber manchmal auch lustiger Roman gelungen. Ob sich Albert und Carol und wie noch treffen, das müsst ihr selber lesen...

4 / 5 Sterne