Rezension

Überraschend spannend

Geständnisse - Kanae Minato

Geständnisse
von Kanae Minato

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch war fast von Anfang bis zum Ende spannend und endet mit einem Knall, den ich nicht erwartet habe.

Inhalt:

Die kleine Tochter der alleinerziehenden Lehrerin Moriguchi ist im Schulschwimmbad ertrunken; ein tragischer Unfall, wie es scheint. Wenige Wochen später kündigt Moriguchi ihre Stelle an der Schule, doch zuvor will sie ihrer Klasse noch eine letzte Lektion mit auf den Weg geben. Denn sie weiß, dass ihre Schüler Schuld am Tod ihrer Tochter haben. Mit einer erschütternden Offenbarung setzt sie unter ihnen ein tödliches Drama um Schuld und Rache, um Gewalt und Wahnsinn in Gang, an dessen Ende keiner – weder Kind noch Erwachsener – ungeschoren davonkommt.

Meine Meinung: 

Zunächst einmal muss ich sagen, dass das Buch wirklich ungewöhnlich ist. Es ist in sechs Kapitel unterteilt und jedes Kapitel ist ein Monolog bzw. innerer Monolog einer anderen Person. 

Der Schreibstil der Autorin ist im Großen und Ganzen gut, jedoch muss man sich erst einmal daran gewöhnen. Sobald der Einstieg gelungen ist, kann man das Buch aber ganz flüssig lesen. 
Das Cover finde ich nicht gut gewählt. Man sieht einen Apfel, an dem Blut herunterläuft. Während das Blut noch nachvollziehbar ist – immerhin geht es in dem Buch um Mord, Gewalt und Rache – ist mir der Apfel auf dem Cover ein Rätsel. Vielleicht hat der Apfel in Japan aber auch eine bestimmte Bedeutung, die mir entgeht. Ansonsten kann ich es mir wirklich nicht erklären.

Das Buch beginnt mit dem Monolog der Lehrerin einer Klasse von 13-Jährigen Schülerinnen und Schülern, die vor kurzem ihre Tochter unter tragischen Umständen verloren hat. Dieser ist am Anfang recht langatmig, doch später erfährt man, dass alles, was sie sagt, zusammengehört, auch wenn es auf der ersten Blick nicht unbedingt so scheint. Da es sich um einen einzigen Monolog handelt, werden ihre Gefühlsregungen währenddessen nicht beschrieben, weshalb alles sehr nüchtern und distanziert wirkt. 

Sobald die Lehrerin aber auf den Tod ihrer Tochter zu sprechen kommt, wird die Geschichte um einiges interessanter und auch direkt spannender. Sie weiß nämlich, wer die Schuld am Tod ihrer Tochter trägt – es sind zwei Schüler ihrer eigenen Klasse. Um die Namen nicht preiszugeben, nennt sie die beiden Schüler in ihrer Schilderung nur Schüler A und Schüler B. Da sie jedoch viel über die beiden Täter preisgibt, z.B. dass der Vater von Schüler A ein Elektronikfachgeschäft besitzt, und auch vorher schon namentlich über ihre Schüler gesprochen hat, wusste sogar ich, wer hinter Schüler A steckt. Die anderen Schüler konnten die Identität der beiden Schüler dementsprechend ebenfalls fix erraten. Was das Ganze also sollte, ist mir nicht ganz klar, vielleicht wollte sie aber auch den Schein, dass sie ihre Schüler trotz allem schützen will, wahren.
Die Lehrerin erklärt aber nicht nur, wer die Tat wie begangen hat, sondern auch wieso und wie sie das alles herausgefunden hat – und beendet ihren Vortrag mit der Eröffnung, dass sie sich an den beiden Schülern gerächt hat.

Negativ aufgefallen ist mir im ersten Kapitel allerdings, dass die Lehrerin in ihren Schilderung nicht nur die beiden Täter mit Buchstaben betitelt, sondern auch noch ein paar andere Schüler, was für mich ein wenig verwirrend war. Aber da das nur im ersten Kapitel und nur während eines einigermaßen kurzen Abschnitts der Fall war, hat mich das nicht allzu sehr gestört. 

Darüber hinaus stellt die Lehrerin zu Beginn ihres Monologs häufig Rückfragen, wie z.B. „Wie bitte? Ihr habt das und das schon im Fernsehen gesehen?“ oder „Wie bitte? Ob ich xyz bewundere?“. Da ich das als sehr anstrengend empfunden habe, war ich wirklich froh, dass das auch ganz schnell wieder nachgelassen hat. 

Die nachfolgenden Monologe werden von jeweils unterschiedlichen Personen erzählt, u.a. von den beiden Schülern, die das Mädchen getötet haben. Jedes Kapitel stellt eine andere Sichtweise auf die Tat und die anschließenden Konsequenzen dar. Trotzdem wird die Geschichte nicht einfach nur ständig wiederholt, es wird jedes Mal weitestgehend auf die Aspekte eingegangen, die vorher noch nicht bekannt waren. Besonders spannend waren eben auch die inneren Monologe der beiden Täter. Man erfährt genau, wie alles begonnen hat, warum der Gedanke jemanden zu töten das erste mal aufkam, warum sie ihr Oper gewählt und wie sie ihren Plan anschließend umgesetzt haben. Außerdem gehen die Schilderungen noch über das Verbrechen hinaus und es wird erläutert, was passiert, nachdem ihre Schuld in der Schulklasse bekannt wurde.

Die Entwicklung eines jeden Protagonisten ist durch die genaue Schilderung der jeweiligen Gedanken und Erlebnisse gut nachvollziehbar, wenn sie auch manchmal etwas realitätsfern wirkt.

Fazit:

Das Buch war so viel besser, als ich vermutet habe. Alles in allem war das Buch fast vom Anfang bis zum Ende spannend – und endet mit einem Knall, den ich nicht erwartet habe. Es war richtig interessant herauszufinden, was die Täter zu einem Mord getrieben hat, was sie dabei empfunden haben und wie sie anschließend damit umgegangen sind.

Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Sterne.