Rezension

Überzeugendes Debüt

Idaho - Emily Ruskovich

Idaho
von Emily Ruskovich

~~Inhalt
Ein Sommertag in Idaho, USA: ein Familienidyll wird jäh zerstört, als die Mutter mit einem Beil in der Hand eine furchtbare Tragödie anrichtet. Doch was genau hat sich an dem Tag abgespielt? Und sitzt Jenny zu recht in lebenslanger Haft? Ann, die neue Frau an Wades Seite, lässt die Tat keine Ruhe und so versucht sie nicht nur zu ergründen, was genau damals geschehen ist, sondern nimmt auch noch Kontakt zu Jenny auf.

Meine Meinung
Emily Ruskovichs Debüt "Idaho" ist in einem ruhigen Erzähltempo und Stil geschrieben, der sicherlich nicht jedermanns Geschmack trifft. Wer eine Geschichte erwartet, die wie ein Krimi einen Fall aufdeckt und auf alle Fragen, die sich im Verlauf des Geschehens zwangsläufig ergeben Antworten liefert, wird wohl eher enttäuscht zurückbleiben.

Mir hat "Idaho" jedoch sehr gut gefallen, da ich das Buch aus einem anderen Blickwinkel betrachte. Es ist für mich wie eine Geschichte aus einem Klatschmagazin, in der man immer wieder liest, dass eine gut unterrichtete Quelle oder ein guter Freund sich zu einem Thema geäußert hat. Hier übernimmt diese Perspektive Ann, die neue Frau von Wade, die von Neugier getrieben versucht den Hergang der Tag zu rekonstruieren. Das ihr dies ebenso wenig gelingt, wie es Klatschmagazine schaffen die komplette Wahrheit über einen Promi zu enthüllen, ist natürlich vorprogrammiert. Und auch wenn es jetzt eigentlich eher negativ klingt einen Roman mit einem Klatschmagazin zu vergleichen, so ist dieser Vergleich durchaus positiv gemeint. Denn ich glaube, dass das der Schlüssel ist, um das Buch als das zu verstehen, was es ist. Es ist eine Aufnahme des Geschehens durch eine Dritte Person und wird nur aus dieser Sicht geschildert. Noch dazu ist diese Dritte Person gar nicht am Tatort anwesend gewesen und selbst wenn ihre Ausführungen auch noch so logisch erscheinen mögen, sind sie nur ihrer Phantasie entsprungen und sollten auch als ein Konstrukt dieser Phantasie gesehen werden.

Spannend wird "Idaho" doch nicht nur durch die Andeutungen, Vermutungen und Äußerungen von Ann, sondern auch durch den Blick zu Jenny, die sich in Haft befindet und so gar nicht zu dem Monster zu passen scheint, welches man hinter einer Mutter vermutet, die eine so schreckliche Tat begangen hat. Ruskovich lässt viele Fragen unbeantwortet, was mich jedoch nicht stört, da man Antworten bei dieser Form der Erzählung meiner Meinung nicht erwarten darf.

Fazit
"Idaho" ist ein Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle. Mir hat es gerade deshalb gefallen, weil es den Fokus nicht auf die Lösung, sondern den Umgang mit einer Tat, die man sich nicht erklären und die man wohl auch nicht beantworten kann, legt.