Rezension

Ungenutztes Potential

Nordlichtträume am Fjord -

Nordlichtträume am Fjord
von Julie Larsen

Bewertet mit 3 Sternen

Julie Larsen kannte ich vor der Lektüre als New-Adult-Autorin Nora Welling. Der Roman „Alles, was Du für mich bist“ gefiel mir ausgesprochen gut. Der zweite Teil einer Reihe war ein absoluter „Volltreffer“, da die Figuren fein ausgearbeitet waren, ferner war die Handlung voller Spannung und es gab eine große Portion Tiefgang. Diversität ist für die Autorin kein leeres Schlagwort, und auch in „Nordlichtträume am Fjord“ integriert sie Menschen mit Stärken, Schwächen und Handicaps spielend in die Geschichte – ein großes Plus! In der Vorweihnachtszeit wollte ich gerne einen Roman mit winterlichem setting lesen, daher fiel meine Wahl auf „Nordlichtträume am Fjord“. Norwegen als Handlungsort ist einfach top.

Worum geht’s?

Annabell aus Deutschland möchte als Aushilfe auf einem Hof in Elvasund anheuern, da sie gefeuert wurde & Single ist. Doch bei ihrer Ankunft im Dorf ist die Eigentümerin Berit überrascht – wer hat inseriert? Trotzdem stellt die Dame mit „Peggy Bundy“ – Frisur die Hamburgerin ein. Annabell soll eine alte Spinnerei, die zum Hof gehört, herrichten & als Marketingfachfrau ein Tourismuskonzept entwickeln. Der schüchterne Schäfer Bjarne hat ein Auge auf die Hanseatin geworfen, und auch Annabell fühlt sich zum wortkargen Rotschopf hingezogen, aber sie muss noch eine wichtige Entscheidung treffen…

 

Der Beginn des Romans gefiel mir sehr. Die Figuren haben sehr viel Potential, die Handlung ist spannend. Den Mittelteil fand ich jedoch eher langweilig, ich bin mit Annabell nicht richtig warm geworden und trotz dramatischer Ereignisse (in der Vergangenheit) gewinnen die Protagonisten für meinen Geschmack nicht genügend Profil, dabei kann die Autorin es besser. Pfiffige Sätze wie „Er bevorzugte einen Platz im Hintergrund, doch von dort nahm er umso mehr wahr“ treffen auf Aussagen wie „Rote Haare waren zurzeit beliebt bei der Damenwelt,[…]".Ich habe keine großen Erwartungen, wenn ich einen Unterhaltungsroman zum Entspannen lesen will, „Nordlichtträume am Fjord“ war mir dennoch zu seicht und stilistisch zu simpel. Außerdem kannte ich das Erzählkonzept „Eine Deutsche mit schwieriger Kindheit findet im Ausland eine Ersatzfamilie & die Liebe“ schon aus der „Everything for you“-Reihe.  Das Finale der story war okay, ich hatte jedoch nach der Lektüre das Gefühl, einen Roman gelesen zu haben, der nicht mit vollem Einsatz bzw. „mit angezogener Handbremse“ geschrieben wurde.