Rezension

Unterhaltung vom Feinsten

Blonder wird's nicht
von Ellen Berg

Bewertet mit 5 Sternen

Maja-Marie Müller, Bio-Friseurin mit eigenem Salon, alleinerziehende Mutter, gesegnet mit einem Freund der pubertierender ist als ihr 16-jährigem Sohn, der schon gern so erwachsen tut, fällt von einem Problem ins nächste. Ihr Freund trennt sich von ihr. Ihr Sohn hat nicht nur das Kiffen für sich entdeckt, sondern auch härtere Drogen, durch die er an die Russenmafia gerät. Auch in der Dchule läuft es nicht so wie geplant. Tante Ruth auf Stippvisite aus Mallorca gekommen, drängt ihr eine junge Frau als Friseur-Azubine auf. Über Maja scheint alles langsam zusammenzubrechen...

Bereits als ich das Cover gesehen habe, sind meine Mundwinkel ruckartig nach oben gerutscht, was sich auch beim Lesen immer nur kurzzeitig geändert hat.

Die Charaktere dieser Geschichte sind allesamt sehr sympathisch. Sogar der größte Ganove ist so beschrieben, dass ich ihm für seine Taten nicht böse sein konnte. Jede der handelnden Personen hat seine Eigenheiten, die ihn unvergleichlich machen.
Ob schrill bunt, mit russischem Akzent und zupackend in jeder Situation wie Olga, mütterlich ritterlich wie Tante Ruth, pubertierend unverschämt und jungenhaft unbedarft wie Willi, immer zur Stelle eilend wie Jeremy, resignierend humorvoll wie Sophie-Charlotte von Bensheim, ihr Bruder Alexander Ekelpaket hoch3 mit starkem Drang zum Wandel und löwenmäßig kämpfend, taff, willensstark und feinfühlig wie Maja - ich habe sie alle in mein Herz geschlossen.

Der flüssige, leicht zu lesende und sehr humorvolle Schreibstil von Ellen Berg hat mich nur so durch die Seiten fliegenlassen. Interessante und humorige Unterhaltungen, tolle Sprüche wie "die Lieblingssportarten: vorwerfen und nachtragen" und die unsinnigen Sprüche - nicht nur auf Willis T-Shirts machen zusammen mit einer super hervorgezauberten Geschichte das Lesen zu einem Hochgenuss. Mein Kopfkino hat sich nicht abstellen lassen und ist mit mir von einer Szene zur anderen geflogen.

Aber es waren in diesem Buch auch die leisen Töne, die besonders Olga betroffen haben, und mich mal wieder gemahnt haben, nicht nur dem Schein zu glauben, sondern auch hinter Fassaden zu schauen.

Es war das erste Buch, das ich von Ellen Berg gelesen habe. Aber weitere werden ganz gewiss folgen. Ich habe eine Autorin für mich entdeckt, die auf meiner Favoritenliste landet. Solch eine humorige, liebenswerte und manchmal etwas ernste, nachdenklich stimmende Geschichte empfehle ich sehr gerne weiter. Das Lesen war ein Hochgenuss.