Rezension

Verworrene und abgedrehte Handlung

Kalter Schmerz - Hanna Jameson

Kalter Schmerz
von Hanna Jameson

Bewertet mit 2 Sternen

Nic Caruana verdient sein Geld damit Menschen aufzuspüren. Dafür greift er oft zu härteren Methoden. Folter und Mord sind für ihn nichts Außergewöhnliches. Deshalb ist sein neuster Job, die vermisste Tochter eines Waffenhändlers zurück zu ihren Eltern zu bringen, auch keine große Herausforderung für ihn. Das ändert sich allerdings, als die brutal zugerichtete Leiche des Mädchens aufgefunden wird. Denn nun sinnt der Vater auf Rache und Nic soll ihm den oder die Täter ans Messer liefern. Die Suche führt ihn in die dunkelsten Viertel Londons. Doch die größte Gefahr bei diesem Job geht von Clare, der Frau des Waffenhändlers, aus, denn sie übt eine Faszination auf den sonst so abgebrühten Nic aus, die ihm direkt unter die Haut geht. Obwohl er weiß, dass der Waffenhändler als sehr gefährlich gilt, beginnt Nic ein Spiel mit dem Feuer....

Meine Meinung

Dieser Roman wird in der Ich-Perspektive, aus der Sicht von Nic Caruana, erzählt. Man verfolgt seine Beschreibungen und hat dabei das Gefühl, in einen Gangsterfilm einzutauchen. Nics Leben und sein Umfeld prägen den Erzählstil. In einfachen Worten, aber durchaus locker und flüssig, beschreibt er das Geschehen. Selbst die gefährlichen, gewalttätigen und äußerst brutalen Szenen scheinen ihn kaum zu berühren, denn auch hier liefert er einen eher nüchternen Bericht. Da er bei seinen Schilderungen aber ziemlich ins Detail geht, ist das Buch wahrscheinlich nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet.

Bei seinen Nachforschungen taucht er in die tiefsten menschlichen Abgründe ein, doch er scheint das alles schon oft gesehen zu haben. Drogenkonsum, Mord und Totschlag - all das ist für ihn völlig normal und wirft ihn nicht aus der Bahn. Durch seine unbeteiligten Schilderungen fällt es allerdings schwer, einen Bezug zu seiner Person, und auch zum beschriebenen Geschehen, zu finden. Denn so rauscht man kaum berührt durch die rasanten Schilderungen. Das Buch lässt sich sehr schnell und flüssig lesen, doch leider bleiben die Charaktere blass und farblos.

Die Handlung ist durchgehend interessant. Doch echte Spannung baut sich leider nicht auf. Brutale Szenen, die allerdings durch die Distanz nicht unter die Haut gehen, kaputte Charaktere, Drogen- und Alkoholabhängige so weit das Auge reicht, und kein "normaler" Mensch in Sicht - diese Mischung sorgt dafür, dass die Atmosphäre, die man beim Lesen wahrnimmt, äußerst unangenehm wirkt.

Hanna Jamesons Debüt konnte mich leider nicht überzeugen. Der Schreibstil ist zwar sehr flüssig, sodass sich der Roman schnell lesen lässt, doch Nics Erzählung wird mir sicher nicht lange im Gedächtnis bleiben. Die Charaktere wirkten auf mich wie farblose Statisten, die beliebig hin- und hergeschoben werden. Kein einziger konnte mich berühren. Die Handlung war mir stellenweise viel zu verworren und abgedreht. Außerdem konnte ich hier mal wieder feststellen, dass brutale und blutrünstige Szenen noch lange kein Garant für Spannung sind.