Rezension

Wenn die Idee stimmt, aber die Umsetzung scheitert...

Vision - Das Zeichen der Liebenden - Ana Alonso, Javier Pelegrin

Vision - Das Zeichen der Liebenden
von Ana Alonso Javier Pelegrin

*Worum geht's?*
Alex liebt Jana. Obwohl er sie kaum kennt und fast noch nie mit ihr gesprochen hat, fühlt er sich auf unbestreitbare Weise zu ihr hingezogen. Als er erfährt, dass das sonst so selten anzutreffende Mädchen auf dieselbe Party gehen wird wie er, fasst er kurzerhand den Entschluss, ihr an diesem Abend seine Gefühle zu gestehen. Sein Vorhaben scheint zu Scheitern, da Jana die Party frühzeitig verlässt. Kurzerhand folgt er ihr bis zu ihrem Zuhause - und kann kaum fassen, was er dort erlebt! Nach einem leidenschaftlichen Kuss lädt Jana ihn dazu ein, bei sich zu übernachten. Von seinen Gefühlen noch völlig überrumpelt, lässt Alex sich von Janas Bruder David dazu überreden, sich von ihm tätowieren zu lassen. Dabei handelt es sich nicht um ein normales Tattoo, sondern um ein Zeichen der Liebenden; ein magisches Symbol, das Jana und Alex für immer aneinander binden wird. Alex bemerkt erst viel zu spät, dass David ein falsches Spiel mit ihm treibt. Mit dem Tattoo auf seiner Schulter ist ein Feuer in ihm erwacht, dass ihn innerlich zerfrisst, wenn er Jana berühren will. Eine reine Sicherheitsmaßnahme, denn die beiden dürfen sich nicht verlieben. Plötzlich befindet sich Alex in einer Welt voller Magie, in der er selbst eine größere Rolle spielt als er glauben mag.

*Kaufgrund:*
Auf "Vision - Das Zeichen der Liebenden", dem deutschen Debüt des Autorenduos Ana Alonso und Javier Pelegrín, wurde ich durch das tolle Cover aufmerksam.

*Meinung:*
"Urban Fantasy, wie man sie noch nie gelesen hat!" - Dieser Spruch ist auf dem Schutzumschlag des Romans abgedruckt. Völlig zurecht, denn das Autorenduo hat sich eine originelle und anspruchsvolle Geschichte ausgedacht. Dass sie sich von einem anderen Roman haben inspirieren lassen, kann man Alonso und Pelegrín wirklich nicht vorwerfen! Eine neue Art von Magie, die Zauberkraft der Worte und Symbole, die Bedeutung der Schrift und der Kunst und ihre Wirkungen auf die Menschen sind die ausschlaggebenden Stichworte für die Handlung.

Die Geschichte ist in vier Bücher unterteilt, die alle etwa ein Viertel des gesamten Romans einnehmen. Jeder Teil befasst sich mit einem anderen wichtigen Aspekt um Alex und Jana. Da ich einiges von der Handlung vorwegnehmen müsste, um genauer ins Detail gehen zu können, möchte ich bloß eines sagen: "Vision - Das Zeichen der Liebenden" hat zwar eine grandiose Grundidee, aber an der Umsetzung ist es leider gescheitert. Der Leser wird mit zu vielen, teils unwichtigen Informationen überflutet. Die wichtigen Momente, wie etwa das Ende, werden viel zu schnell abgehandelt, während unbedeutende Kapitel unnötig in die Länge gezogen werden. Außerdem hat das Autorenduo mit allen Mitteln versucht, dem Roman Tiefe und Dramatik zu verleihen. Bedauerlicherweise haben sie es damit derart übertrieben, dass man durch die vielen verschiedenen Handlungsstränge und -aspekte mehr verwirrt als aufgeklärt wird. All das hört sich jetzt jedoch schlimmer an, als es tatsächlich ist. Der Roman hat durch eben diese verworrenen Verstrickungen der Schicksale auch seinen Reiz!

Am Ende des Buches findet sich ein Glossar, ein Wörter- und Personenverzeichnis, dass einem bei den vielen verschiedenen Begriffen und Figuren einen Überblick verschaffen soll. Ein tolles Extra, allerdings möchte ich an dieser Stelle eines betonen: Spoiler-Gefahr! Bitte nicht reinschauen, bis man zum letzten Teil der Geschichte angekommen ist!

Zu Beginn war ich vom männlichen Protagonisten Alex mehr als enttäuscht. Noch nie habe ich eine Figur gesehen, die naiver und leichter zu manipulieren ist als er. Seine völlig aus der Luft gegriffene Liebe zu Jana, die für mich schon fast die Züge eines Stalker beinhaltete, könnte nicht unnatürlicher und unglaubwürdiger sein. Glücklicherweise ändert sich dieses Verhalten nach dem ersten Teil des Buches. Alex wird eigenständiger, seine Liebe zu Jana nimmt Konturen an und er setzt andere Prioritäten. So positiv seine Entwicklung auch ist, bis zur letzten Seite konnte mich Alex nicht vollends überzeugen.

Völlig anders ist es dagegen bei Jana, der weiblichen Protagonistin. Man lernt sie als starke, selbstbewusste junge Frau kennen, die ganz genau weiß, was sie will. Sie zögert vor keinem Opfer zurück, wenn sie ihren persönlichen Zielen damit einen Schritt näher kommen kann. Zudem besitzt sie ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein. Um die zu schützen, die ihr etwas bedeuten, würde sie sich selbst aufgeben. Jana ist für mich das Highlight des Romans! Endlich haben wir hier eine Kämpfernatur, die nicht darauf angewiesen ist, von dem mysteriösen und attraktiven Protagonisten gerettet zu werden.

In "Vision - Das Zeichen der Liebenden" gibt es neben den beiden Protagonisten zahlreiche Nebencharaktere. Viele von ihnen wirkten auf mich Fehl am Platz; sie wurden bloß kurz und knapp vorgestellt und tauchten anschließend überhaupt nicht mehr auf! Ich hoffe sehr, dass sie in den Folgeteilen wichtigere Rollen einnehmen werden. Andere unter ihnen, wie Janas Bruder David - übrigens mein Lieblingscharakter! - oder Alex' bester Freund Erik, beeinflussen die Handlung grundlegend und können in einigen Kapiteln sogar mehr glänzen als Hauptcharakter Alex.

Der Schreibstil der beiden Autoren ist bildlich, flüssig und leicht verständlich. Wenn die Handlung gerade eine ihrer Tiefen hat, ist es die lockere Sprache, die den Leser durch den rasch entstandenen Lesefluss zum Weiterlesen animiert. Sprachlich anspruchsvoll ist der Schreibstil allerdings nicht und er besitzt auch keine besonderen Merkmale, die ihn auf besondere Weise hervorstechen lassen würden. Mit dieser Kritik möchte ich allerdings vorsichtig sein, da ich den Originaltext nicht gelesen habe und nicht weiß, inwiefern unsere deutsche Übersetzung diesem entspricht!

Das Sprichwort "Außen hui, innen pfui!" ist zwar etwas übertrieben, trifft im Kern jedoch genau meine Gefühle zu diesem Buch. Ich habe mich von dem großartigen Cover und dem Vergleich zu Cassandra Clares "Chroniken der Unterwelt" zum Lesen hinreißen lassen und habe sehr hohe Erwartungen in den Inhalt gesteckt. In dieser Hinsicht wurde ich leider etwas enttäuscht, denn der Verlag hat sich meiner Meinung nach mit diesem Vergleich eine eigene Falle gestellt. Der erste Teil dieser neuen Reihe ist keinesfalls schlecht, haut aber auch nicht vom Hocker und kann insgesamt nicht einmal ansatzweise mit den den Bestsellern von Clare mithalten! Wer sich dennoch völlig ohne Vorurteile an "Vision - Das Zeichen der Liebenden" heranwagt wird sicherlich gut unterhalten werden!

*Cover:*
Das Cover war der Grund, wieso ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Daher ist es wohl kaum überraschend, dass es mir sehr gut gefällt - trotz des Mädchens! Der Schriftzug ist künstlerisch gestaltet worden, ebenso der Drache, der mir meinen gewünschten Bezug zum Inhalt liefert. Wer genau hinschaut, kann im Hintergrund sogar weitere Verzierungen erkennen. Ein echter Hingucker!

*Fazit:*
"Vision - Das Zeichen der Liebenden" mit Sternen zu bewerten fällt mir sehr schwer. Das deutsche Debüt des Autorenduos hat viele Höhen, leider aber auch viele Tiefen. Insgesamt vergebe ich gute drei Sterne für einen eher mittelmäßigen Start in die Reihe. Da ich noch sehr große Hoffnungen in diese Serie setze - die Grundidee ist einfach zu gut! -, werde ich den nächsten Teil ganz sicher lesen!