Rezension

Authentische Einblicke ins dörfliche Leben der Oberpfalz nach dem Krieg

Kiss me, Fräulein -

Kiss me, Fräulein
von Christina Beer

Bewertet mit 4 Sternen

Die Zeitgeschichte der Oberpfalz im Roman

Schon beim ersten Blick auf die Kurzbeschreibung für dieses Buch wusste ich, dass ich es lesen muss. Ich selbst komme ganz aus der Nähe von Grafenwöhr und da war ich umso neugieriger. Diese Geschichte der Oberpfalz habe ich selbst nicht erlebt, aber natürlich ist sie auch Teil meiner Vergangenheit und Familie. Bis heute ist die Kaserne prägend in dieser Gegend, wenn natürlich lange nicht mehr so wie damals, als dieser Roman spielte.

Die drei Freundinnen Ingrid, Jule und Gerda sind so verschieden und gleichzeitig beste Freundinnen. Sie leben auf dem Land, kämpfen mit den zum Teil widrigen Bedingungen des Lebens nach dem Krieg und voller Traditionen. Zwei der Väter sind aus dem Krieg heimgekehrt und können sich nicht mehr recht in den dörflichen Alltag einleben, einer ist gefallen. Jede der drei jungen Frauen hat ihre Träume, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich fand es total spannend, das mit zuverfolgen und zu lesen. Gerne hätte ich direkt weitergelesen, es war für mich, als würde das Buch mittendrin aufhören - nun heißt es warten auf den zweiten Band.

Etwas gestört haben mich an einigen Stellen Rechtschreibfehler (sie und Sie) oder falsche Ausdrücke wie "das Pferd reitet". Bei einem Buch, das zwei Lektorate und ein Korrektorat genossen hat, finde ich das schon überraschend. Ich bin da etwas pingelig, aber es trübt eben meinen Lesespaß. 

Gut fand ich die vielen Schilderungen des Lebens in einem kleinen Dorf. Das wirkte sehr authentisch und erinnert mich an viele Erzählungen meiner Großeltern und Eltern. Das Konservative, der tiefe Glauben vieler, das Verharren in den Traditionen und dem Althergebrachten. Wie wichtig es ist, was die anderen denken, was die Nachbarn sagen, ... Gleichzeitig wird auch der Alltag mit dem bäuerlichen Leben gut dargestellt und wie die Bedingungen waren, zum Beispiel als Fernseher und Telefon aufkamen und wie besonders das war. Sehr gut gefallen haben mir auch die Kapitel in Texas, auch das wirkte auf mich sehr real. Insgesamt konnte ich mich gut in die Figuren einfühlen und mitleben und -leiden, das war richtig gut. 

Ein schöner Roman, der tief in die Geschichte der Nachkriegszeit in der Oberpfalz eintaucht und sicherlich bei vielen Erinnerungen wachruft.