Rezension

Mit Vorsicht zu genießen

Almost isn't enough - Whispers by the Sea -

Almost isn't enough - Whispers by the Sea
von Jennifer Bright

Bewertet mit 3 Sternen

In dem Buch geht es um Summer, eine Studentin, die das Kitesurfen und Gerechtigkeit liebt, jedoch nach einem furchtbaren Erlebnis in ihrer Kindheit noch immer leidet und sich auf der Suche nach der Wahrheit befindet und Ares, der in die Kleinstadt Ferley kommt und sich mit seinem abweisenden und mürrischen Verhalten unscheinbar wirkt und Summer ein ums andere Mal die Nerven raubt, bis sie sich näherkommen und Ares zu ihrem wichtigsten Verbündeten wird.

Das in sanften Farben gehaltene Cover versprüht Sehnsucht nach Meer, Wärme und Freiheit, durch die Darstellung eines sanften Sonnenuntergangs direkt am Meer. Es scheint wie ein Ölgemälde statt einer Fotografie, was es besonders wirken lässt. Hinzu kommt diese Tiefe, die durch den Fortlauf im Farbschnitt gegeben ist, da sich dieser dem Buchumschlag anpasst. Was ich ebenfalls in dem Buch besonders schön fand, war, dass die Kapitel von einem “Porträt” im Line-Art-Stil des jeweils Protagonisten begleitet sind.

Bisher habe ich nichts von Jennifer Bright gelesen, empfinde ihren Schreibstil jedoch sehr leicht und flüssig. Sie gibt ihren Charakteren durch detaillierte Gefühlsbeschreibungen eine gewisse Tiefe, die mir sehr zusagt. Sie schreibt in “Almost isn´t enough” aus der gegenwärtigen Perspektive der Protagonisten Summer und Ares, in einem gleichmäßigen Wechsel, so dass man sich jedoch in beide Personen hineinversetzen kann.

Ich konnte mit Summer sehr schnell warm werden und empfand eine Menge Mitleid mit der jungen Frau, die unter dem Verlust ihrer leiblichen Eltern, auch viele Jahre nach dem furchtbaren Brand, noch zu leiden hat und die niemand bezüglich des Geschehenen wirklich wahrgenommen hat. Ihre liebevolle Rücksicht auf ihre Adoptiveltern, selbst was ihr Studium betrifft, macht sie noch sympathischer. Ihre anfängliche Ablehnung Ares gegenüber fand ich begründet und aufgrund seines unnahbaren Verhaltens hätte ich ihn ebenso abgelehnt, wie sie es tut. Ares bleibt lange ein Geheimnis für sich. Seine Gedanken waren greifbar und man konnte sich gewisse Teile zusammenreimen, seine Handlungen und sein Verhalten gegenüber den Mitmenschen habe ich jedoch nicht verstanden. Es war für mich lange übertrieben und unverständlich, wieso er die Menschen so von sich stößt. Er hat Verluste erlitten und gibt sich die Schuld dafür, was mir jedoch als Erklärung für sein teils ziemlich ätzendes Verhalten nicht als Begründung gereicht hat. Als Sohn eines Polizisten, der sich wohl mit der Verarbeitung traumatischer Situationen auskennen sollte, fehlte mir auch einfach die Hilfe für Ares. Eine richtige Erklärung gab es erst im letzten Drittel des Buches, mit dem ich absolut gar nicht gerechnet hätte.

Während Summer und Ares anfangs gegenseitigen Hass versprühen, kommen die beiden sich durch Zufälle schneller näher als sie möchten. Manchmal bekam ich durch diesen Wechsel zwischen Hass und Zuneigung jedoch ein regelrechtes Schleudertrauma, da es mir irgendwann nicht mehr ganz so klar war, was die beiden denn jetzt nun füreinander empfinden. Nach Annäherungen, die polternd Spicy wurden, war plötzlich wieder eine riesige Kluft zwischen den beiden. Die Auseinandersetzungen von Summer und Ares konnten mich jedoch das ein oder andere Mal zum Schmunzeln bringen und haben dem Buch etwas Leichtigkeit verleihen können.

Als sich beide dem anderen öffnen, konnte ich mich dann doch wieder mehr auf die Geschichte einlassen und fand den Plot rund um das Aufdecken des wahren Geschehens um den Brand von Summers Elternhaus sehr spannend und gelungen. Während mir die Einbindung von Summers Clique gut gefiel, fragte ich mich zwischendurch jedoch, ob sich die Autorin nicht im Buch vertan hat, so viel wurde bereits von den Protagonisten für Band zwei eingebracht. Der letzte große Plot und das Ende im Buch brachte etwas mit sich, was mich regelrecht erschüttert hat. In einem Nachwort bittet die Autorin darum, als Rezensent nicht darauf einzugehen, um die Wahrnehmung der Personen im Buch sowie die emotionale Wirkung nicht zu beeinträchtigen. Ich sehe dies als einen großen Fehler, da es ein Thema behandelt, welches zwar untergeordnet zur Triggerwarnung passt, jedoch als solches einzeln aufgelistet werden sollte. Hätte ich mit dieser Thematik gerechnet, hätte ich das Buch definitiv nicht zur Hand genommen. Auch wenn der letzte Teil sehr gefühlvoll, schmerzbringend aber dabei verständlich ist, war er einfach zu viel und macht die anfängliche Leichtigkeit kaputt.

Mein Fazit:

“Almost isn´t enough” kommt mit einer anfänglichen humorvollen, leichten Haters-to-Lovers Geschichte daher, welche durch spannende Elemente aufgepeppt wird. Die Protagonisten sind zum großen Teil authentisch dargestellt und auch die Freundschaften kommen hier nicht zu kurz. Der letzte Teil des Buches kommt mit einer schweren Dramatik daher und es fehlt dem Buch diesbezüglich eine sehr wichtige Triggerwarnung, die emotional instabile Personen schwer treffen kann. Solltet ihr tatsächlich mit Verlusten nicht umgehen können, bitte seht davon ab, dieses Buch zu lesen.