Rezension

Eine gute Idee, die aber nicht überzeugend umgesetzt ist

Die Tage, die ich dir verspreche - Lily Oliver

Die Tage, die ich dir verspreche
von Lily Oliver

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Buch zu einem ernsten und wichtigen Thema, welches mir aber zu wenig Raum in der Geschichte eingenommen hat und welches stattdessen eine Liebesgeschichte in den Fokus stellt

Inhalt
Gwen hat endlich ein Spenderherz erhalten, welches sie vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Sie sollte also überglücklich sein und das Leben genießen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Gwen fühlt sich schuldig und hat keine Freude am Leben. Ihr eigenes Leben zu beenden ist jedoch auch keine Option, da die Schenkung des Herzens und somit der Tod eines anderen Menschen, dann vergeblich war. Daher sucht Gwen jemanden, dem sie dieses Herz weitergeben kann – und  trifft auf Noah.

Erster Satz
Ich weiß nicht, wer für mich gestorben ist.

Meine Meinung
Das Buch beginnt an Gwens letztem Tag in der Reha. Sie kann endlich mit dem neuen Herz nach Hause, zurück in ihr altes Leben. Statt also von einer langen schweren Krankheit zu berichten, beginnt die Geschichte dort, wo sonst alles mit dem „Happy End“ endet. Das dies bei einer Organtransplantation nicht so ist, ist ein wichtiges Thema, welches ich in Büchern bisher nicht so häufig gefunden habe. Gerade deshalb hat mich dieses Buch interessiert.

Geschrieben ist das Buch abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Gwen und Noah, was mir generell sehr gut gefällt. Gwens Verzweiflung und Depression finde ich realitätsnah dargestellt, auch ihre Handlungen kann ich im Rahmen der Depression weitestgehend nachvollziehen. Dass Noah sie bei sich aufnimmt und versucht ihr zu helfen, kann ich auch noch verstehen. 

Ab da gleitet mir die ganze Geschichte jedoch zu sehr in eine „simple“ Liebesgeschichte ab. Man liest ständig, wie sehr sich beide nacheinander verzehren und auch wie heiß sie den jeweils anderen finden. Man erfährt zwar weiterhin interessante Fakten zum Thema Organtransplantation, im Vordergrund steht aber die Liebesgeschichte zwischen Gwen und Noah. Ich hätte mir gewünscht, dass die beiden sich lieber ernsthaft mit Gwens Depression beschäftigen statt sich ihrer gegenseitigen Anziehung hinzugeben und den Tag mit „normalen“ Freizeitaktivitäten wie Radfahren, Schwimmen, Segeln zu füllen und zu hoffen, dass dies hilft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein Vorgehen jemanden in der Realität aus seiner Depression reißen kann.

Gleichzeitig stellen beide ständig Vermutungen über den anderen an, machen aber einfach nicht den Mund auf und reden Klartext miteinander. Sowas nervt mich in Büchern mittlerweile tierisch, dieses ewige „um-den-heißen-Brei-Herumgeschleiche“.Vielleicht habe ich deshalb auch keinen wirklichen Zugang zu den beiden Hauptfiguren und ihren Gefühlen gefunden. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass das Buch bei Jugendlichen besser ankommt und diese sich eher in die Charaktere hineinversetze können. 
Insgesamt für mich daher eine gute Idee, die aber nicht überzeugend umgesetzt ist.

Fazit
Ein Buch zu einem ernsten und wichtigen Thema, welches mir aber zu wenig Raum in der Geschichte eingenommen hat und welches stattdessen eine Liebesgeschichte in den Fokus stellt