Rezension

Das kurze Glück in dunklen Tagen

Der englische Liebhaber - Federica De Cesco

Der englische Liebhaber
von Federica de Cesco

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Stunde Null. Der zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende. Ein kurzes Aufatmen. Das Leben geht weiter. Irgendwie. Mitten unter ihnen die junge Anna. Sie arbeitet als Dolmetscherin für die britische Besatzungsmacht. Sie begegnet Jeremy, einem Offizier, einem eigentlichen Feind. Doch die Liebe kennt keine Grenzen, kein Richtig, kein Falsch. Das verbotene Glück scheint nur von kurzer Dauer. Romantik ist nur in eng abgesteckten Grenzen möglich.

Umso mehr gibt dieses Buch der leisen Töne der Lebensgeschichte einer mutigen Frau den Raum, den sie verdient. Durch Annas Augen und mit Annas Herz blicken wir auf die Vergangenheit. Stille Stärke im Verborgenen. Nicht minder interessant ist der sich im Laufe der Lektüre wandelnde Blick ihrer Tochter Charlotte auf die Geschehnisse. Sie, das Kind einer starken Liebe, musste ebenso für diese Tatsache büßen, wie ihre Mutter. Zwei Erzählebenen verlaufen nebeneinander und verbinden sich. Die Vergangenheit wird zur Gegenwart. Was verursacht Krieg in den Herzen der Menschen? Mechanismen, die bei Kriegsende nicht abstellbar sind. Eine neue Ära mit den „alten“ Menschen?

Einfühlsam und detailliert erzählt „Der englische Liebhaber“ nicht nur eine einzigartige Liebesgeschichte sondern thematisiert auch eine, wenn auch sehr späte, Annäherung der Tochter an ihre Mutter. Eine späte Versöhnung mit ihrem eigenen Schicksal, ein historisch unterlegtes Zeitzeugnis mit biographischen Zügen für den Leser. Ein Stück Deutscher Geschichte. Lesenswert für uns, die diese Zeit glücklicherweise nicht miterleben mussten, die aber doch immer mit ihr verbunden sind.