Rezension

Seine sensible Seite

Seine sensible Seite - Amalia Frey

Seine sensible Seite
von Amalia Frey

Bewertet mit 4 Sternen

Im Rahmen einer Leserunde durfte ich „Seine sensible Seite“ von Amalia Frey lesen. Es war mein erstes Buch der Autorin.

Austen ist eine selbstbewusste junge Frau, die mitten im Leben steht und als Autorin schon sehr erfolgreich einige Bücher veröffentlicht hat. Es ist der Herzenswunsch ihres literarischen Mentors, dass sie seine Biographie schreiben soll. Hilfreich zur Seite stehen soll ihr Alexander, der Sohn ihres Mentors, doch der hält wenig von den Plänen seines Vaters und noch weniger von der – in seinen Augen so unnötig hochgejubelten – Autorin. Die Fronten scheinen also klar abgesteckt, doch weder Austen noch Alexander haben bei ihrem ersten Aufeinandertreffen mit der großen Anziehungskraft gerechnet, die das jeweilige Gegenüber ausübt und so mischen sich unter die vorherrschende Antipathie auch Gefühle, denen keiner nachgeben will.

Das Buch wird im Wechsel aus Austen und Alexanders Sicht erzählt. Das bringt Abwechslung in die Handlung, hat mich während dem Lesen aber auch etwas Nerven gekostet bzw. mich angestrengt, da die unterschiedlichen Sichtweisen im Buch durch eine rechts- und linksbündige Formatierung dargestellt wird. Ich bin jemand, der schon gerne über Kapitelüberschriften „hinweg liest“, da war diese Variante eine Herausforderung an meine Aufmerksamkeit.

Davon abgesehen hat mich die Geschichte aber recht schnell in ihren Bann gezogen und ich wollte bzw. musste weiterlesen, um zu erfahren, wie sich Austen und Alexander mit- und zueinander entwickeln.
Es hat mir gefallen, dass die beiden Hauptprotagonisten mit Ecken und Kanten ausgestattet sind, die sie authentisch machen. Besonders Alexander macht als Charakter im Lauf der Handlung eine Wandlung durch, die ich beim Lesen gerne beobachtet und begleitet habe.
Als sehr realistisch habe ich auch die Darstellung der Kommunikation zwischen den beiden Hauptfiguren empfunden. Einerseits war das Ganze beim Lesen zwar etwas mühsam und nervenaufreibend, weil man dachte "Wann kommt ihr jetzt endlich mal zum Punkt!" oder "Sprich es endlich aus!", aber wenn man ehrlich zu sich selbst ist, dann laufen die Gespräche zwischen Mann und Frau oft genauso wie im Buch, weil wir in unseren Geschlechterrollen und Erwartungen an uns selbst und anderen festhängen, wobei damit Missverständnisse vorprogrammiert sind.

Nerven gekostet hat mich das gefühlte „ewige“ Hin und Her zwischen den beiden Protagonisten und auch die ein oder andere erzählerische Länge, hat das Buch an manchen Stellen mitunter langatmig und zäh gemacht, aber nichtsdestotrotz habe ich das Ganze insgesamt gern gelesen.

Von mir gibt es für „Seine sensible Seite“ 3,5 Bewertungssterne, die ich auf 4 aufrunde.