Rezension

"Alles ist möglich, wenn du nur genug Mut dazu hast." (J.K. Rowling)

Wo der Himmel die Prärie berührt -

Wo der Himmel die Prärie berührt
von Rebecca Maly

Bewertet mit 4 Sternen

1871. Seit dem Tod ihrer Mutter musste 15-jährige Mary Jerobe auf ein gesichertes Zuhause verzichten und mit ihrem Vater Joshua per Planwagen durchs Land ziehen, wo er sich als Wunderheiler betätigte und den Lebensunterhalt sicherte. Das harte Leben ging auch an Mary nicht vorbei, denn sie war den Züchtigungen ihres harten Vaters ausgesetzt. Erst eine Verletzung und ein unangenehmer Vorfall lassen Joshua sich in Ulyssus’ Rest niederlassen, um dort für indianische Waisenkinder als Lehrer zu arbeiten. Endlich kann Mary einen Ort ihr festes Zuhause nennen. Die Begegnung mit dem Halbblutindianern lässt Marys Herz bald höher schlagen, und schon bald verlieben sich die beiden, müssen jedoch Vorsicht walten lassen, weil ihre Beziehung gesellschaftlich nicht akzeptabel ist. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, und Mary muss eine Wahl treffen…

Rebecca Maly hat mit „Wo der Himmel die Prärie berührt“ einen kurzweiligen historischen Roman vorgelegt, der neben einen Hintergrund in Westernmanier und kulturellen Unterschieden auch eine Liebesgeschichte präsentiert. Der flüssige und bildhafte Schreibstil entführt den Leser in die Prärie des 19. Jahrhunderts, wo es noch Bisons, wilde Pferde und Wanderheiler gab, die von Ort zu Ort zogen, um mit allerlei dubiosen Arzneimittelchen aus Eigenherstellung die Heilung allerlei Krankheiten zu versprechen oder auch mal einen kranken Backenzahn mit der Zange zu entfernten. Aufgrund der farbenfrohen Erzählweise der Autorin erlebt der Leser durch wechselnde Perspektiven einmal die junge Mary, die ihrem strengen Vater alles recht machen will, nur um dann doch von ihm geschlagen und misshandelt zu werden, was dem Leser die verzweifelte Lage des Mädchens nur noch deutlicher macht. Zum anderen lernt er das Leben von Cree Timothy kennen, der ebenfalls schon so einiges erlebt hat als Sohn einer Prostituierten und eines indianischen Walfängers. Das Leben in dem kleinen Ort, in dem die Gemeinschaft eng ist, jedoch auch die Fehde zwischen Siedlern und Indianer deutlich hervortritt, ist nicht einfach. Die kulturellen Unterschiede treten deutlich zutage und fördern so manchen Disput sowie grausame Maßnahmen gegenüber den Minderheiten zutage, die dem Leser Gänsehaut über den Rücken laufen lassen.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und überzeugen den Leser mit ihren glaubhaften menschlichen Eigenschaften, so dass dieser ihrem Schicksal gerne folgt und mit ihnen fiebert. Mary musste in ihrem jungen Leben schon einiges durchmachen, vor allem der harte Umgang ihres Vaters verletzt immer wieder ihre junge Seele. Sie sehnt sich nach festen Wurzeln und träumt von einem glücklichen Leben. Dafür entwickelt sie eine unbändige Kraft und genügend Mut, um dafür zu kämpfen. Cree Timothy lebt als Halbblut in einer Zwischenwelt, muss sich das Vertrauen der Indianer sowie der Weißen immer wieder erarbeiten, was zudem viel Fingerspitzengefühl verlangt. Joshua Jerobe ist ein unerbittlicher und harter Mann, der nur mit seinen Fäusten erziehen kann und dies seine Tochter immer wieder spüren lässt. Seine Grausamkeiten lässt er oftmals auch als Lehrer durchscheinen.

„Wo der Himmel die Prärie berührt“ ist eine unterhaltsame und gefühlvolle Geschichte, die den Leser nicht nur in eine vergangene Zeit entführt, wo rauhe Sitten und Rassenkonflikte an der Tagesordnung waren, sondern auch Einblick in das Leben zweier junger Menschen erhält, die noch Träume haben. Verdiente Leseempfehlung!