Rezension

Achterbahn der Gefühle

Nightsky Full Of Promise -

Nightsky Full Of Promise
von Mounia Jayawanth

Bewertet mit 4 Sternen

In der Nacht der Abifeiern begegnen sich Sydney und Luke in einer Berliner Diskothek. Sie verabreden, sich in einem Jahr an genau derselben Stelle wiederzutreffen. Doch Luke ist nicht da. Fünf Jahre lang geht Sydney immer wieder in dieser Nacht zum Ort ihres Kennenlernens zurück. Luke taucht jedoch nicht auf. Als Sydney die Hoffnung aufgegeben hat, begegnet ihr Luke unverhofft in einer Kneipe. Sie spricht ihn an, doch er erkennt sie nicht. Für Sydney bricht eine Welt zusammen. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, wird Luke ihr neuer Arbeitskollege in dem Cafe, in dem Sydney neben ihrem Studium jobbt.

Die erste Nacht, als Sydney und Luke sich kennenlernen, ist magisch. Und obwohl ich als Leserin schon bald erfahre, dass diese Nacht nicht so romantisch gewesen ist, wie es den Anschein hatte, bin ich sofort von der Geschichte gefangen. Die beiden Protagonisten haben umgehend mein Herz erobert. Doch leider bleibt das nicht so.

Nachdem die beiden Hauptfiguren sich nach fünf Jahren wiederbegegnen, ist mir Luke zu Beginn sehr unsympathisch. Er wirkt auf mich sehr oberflächlich und jammert mir zu viel darüber, dass alle anderen sein Leben versauen. Doch Luke schafft es, sich meine Sympathie auf jeder Seite ein wenig mehr zurückzuerobern. Er ist einfach lieb, aufmerksam und versucht, seinen Platz im Leben zu finden.

Bei Sydney ist es genau andersherum. Zu Beginn der Haupthandlung kann ich noch mit ihr fühlen. Doch schnell ist sie mir zu abhängig von den Meinungen ihrer Freundinnen und ihrer Oma. Sie ist mir zu unsicher, hat zu wenig Vertrauen in ihre eigenen Wünsche, Meinungen und Träume. Im Laufe des Buches wird ihr Verhalten immer anstrengender. Sie benimmt sich nicht wie eine junge Frau, sondern wie ein Backfisch von 14 Jahren. Sie ist die Meisterin des Stammelns, des leeren Kopfes und der fehlenden Worte. Immer, wenn Stärke und ein Eintreten für sich selbst notwendig gewesen wären, stammelt und verstummt sie. Das hat mich unglaublich wütend gemacht.

Die beiden WG-Mitbewohnerinnen und besten Freundinnen von Sydney sind mir in der ersten Hälfte des Buches zu bestimmend. Sie sagen Sydney, was diese in Bezug auf Luke zu tun bzw. zu lassen hat. Genauso wie ihre Oma. Es ist selbstverständlich nicht verkehrt, einer anderen Person einen Ratschlag zu erteilen. Dieser sollte jedoch nur ein Vorschlag, eine andere Sichtweise oder eine Anregung sein und nicht eine zu befolgende Lebensweisheit. Denn jeder Mensch muss die Entscheidungen für sein Leben selbst treffen. Im Laufe des Buches machen die drei Personen dann genau das. Sie sagen Sydney nicht mehr, was sie zu tun oder zu lassen hat, sondern unterstützen sie darin, ihre eigene Entscheidung zu treffen.

Sehr schön fand ich die Atmosphäre des Buches. Besonders das Cafe, in dem Luke und Sydney arbeiten, wird so schön beschrieben, dass ich mir wünsche, es gäbe dieses in meinem Wohnort. Auch das Betriebsklima in dem Cafe klingt so toll, dass ich gerne dort anfangen möchte.

Die Szenen, in denen Luke und Sydney sich näherkommen bzw. sich nahe sind, finde ich wunderschön. Sie passen in diesen Momenten sehr gut zueinander und tun sich auch gut. Leider gibt es davon viel zu wenig in diesem Buch. Die Geschichte hätte noch mehr von diesen Momenten vertragen können, die Balsam für meine Seele sind.