Rezension

Anders als erwartet

Mehr als das - Patrick Ness

Mehr als das
von Patrick Ness

Bewertet mit 4.5 Sternen

Seth ist tot. Ertrunken. Doch dann erwacht er, an einem Ort, den er erst nicht wirklich erkennt, fast nackt, durstig und mit geschundenem Körper. Schnell stellt er fest, dass der Ort, wo er sich befindet, der Ort ist, an dem er in seiner Kindheit gewohnt hat. Aber warum ist hier alles verlassen? Wie viel Zeit ist seit seinem Tod vergangen? Ist er tot? Und was hat es mit seinen Träumen auf sich, in denen er in seine Vergangenheit reist? Er begibt sich auf eine Suche, die sich zwar innerhalb einer Stadt bewegt, aber dabei die großen philosophischen Fragen nicht auslässt - und die Feststellung einschließt, dass es auch in einer verlassenen Stadt viele Gefahren gibt.

Dieses Buch ist anders. Der Stil ist gerade zu Beginn ziemlich abgehakt, so dass ich Schwierigkeiten hatte, mich einzulesen. Dazu kommt, dass das Buch mit dem Ertrinken von Seth beginnt und man danach mit ihm in dieser neuen Welt aufwacht, wo man nicht weiß, was los ist und was passiert ist. Ich musste mich erst eine ganze Zeit lang orientieren. Dazu kommen die Träume, die einen aus der Welt, in der man sich gerade orientiert, herausreißen und in Seths altes Leben hineinbefördern, in dem man sich ebenfalls orientieren muss. Doch wenn man eine Grundahnung hat, mit welchen Personen er es zu tun hat und was passiert ist, liest sich das Buch recht flüssig. Allerdings wird im Stil widergespiegelt, wenn Seth verunsichert ist oder sich fragt, was los ist, dann wird der Stil sehr sperrig und die Wortstellung ist anders, als man sie normalerweise gewohnt ist. Sie wird nicht falsch, aber so, dass man Sätze oder Absätze zweimal lesen muss, um sie zu erfassen. Die Übersetzer haben hier ganze Arbeit geleistet, da sie das ja vermutlich aus dem Englischen irgendwie ins Deutsche bringen mussten.

Ich fand die Welt, in der Seth sich wiederfindet, spannend - doch an manchen Stellen hat sie meine Phantasie fast überfordert. Das dürfte aber auch daran gelegen haben, dass ich nicht so richtig damit gerechnet hatte (nachdem ich den Rückentext gelesen hatte), dass es sich hierbei um eine Dystopie handelt, die manchmal an "Matrix" erinnert. Ich hatte eher mit einem Roman im Stil von "Manche Mädchen müssen sterben" gerechnet, bei denen eine verstorbene Person 'von oben' auf ihr Leben schaut und sieht, wie das Leben der Hinterbliebenen weitergeht oder was in ihrem Leben schief gelaufen ist. Letzteres geschieht hier zwar in den Träumen, aber Seth ist sich auch so bewusst, was schief gelaufen ist. Insofern gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen seiner Vergangenheit und seinem Aufenthaltsort und dessen Zustand.

Fazit: Ein spannendes, interessantes, aber auch spezielles Buch. Ein Buch, das ich auf jeden Fall empfehlen kann, von dem ich aber denke, dass jeder selbst probieren muss, ob ihm der Stil zusagt.