Rezension

Anders als erwartet

Unser Teil der Nacht -

Unser Teil der Nacht
von Mariana Enriquez

Bewertet mit 2.5 Sternen

Vor der Lektüre emfiehlt es sich, sich zum einen mit der eigenen Erwartungshaltung, zum anderen aber auch bereits vorliegenden Buchbesprechungen auseinanderzusetzen. Der Klappentext verrät nicht viel, hat bei mir aber eine Vater-Sohn Geschichte erwarten lassen, in der die Geschichte Argentiniens eine große Rolle spielt. Ich dachte an mir bekannte Werke, wo die Millitärdiktatur thematisiert wird. Ich hatte Bücher vor Augen, in denen es um das Verschwinden von Kindern ging. Was ich aber nie erwartet hätte aufgrund des Klappentextes, ist eine Horrorgeschichte. 

Tatsächlich hat die Autorin ihr Werk selbst im Rahmen einer Lesung in den Kontext der Horrorliteratur eingeordnet. Zudem verwies sie auf zwei Ebenen des Werkes: eine wissenschaftliche sowie eine politische. Als Thema gab sie an es gehe darum, ewiges Leben zu erlangen. 

Das Buch beginnt mit einer FLuchtgeschichte von Vater Juan und seinem Sohn Gaspar. Man erfährt, dass die Mutter kürzlich verstarb, die Hintergründe bleiben allerdings unbekannt. Zu Beginn erfährt man auch, dass Juan recht herzkrank ist, aber wohl einen besonderen "Auftrag" hat. Er hat eine Gabe, die auch bei Gaspar zu beobachten ist, er nimmt Geistwesen wahr. 

Vater und Sohn sind wohl, wie die Familie insgesamt, Mitglieder eines Ordens, der die Beiden für eigene Zwecke benutzen will. Juan versucht verzweifelt, seinen Sohn vor dem Zugriff des Ordens zu schützen. Das ist der grobe inhaltliche Rahmen.

Stilistisch wird die Geschichte aus je unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was mir grundsätzlich gut gefallen hat. Insgesamt hat die Autorin auch einen sehr guten und fesselnden Schreibstil. Man merkt, man hat es mit anspruchsvoller Literatur zu tun. Die grobe Rahmenhandlung habe ich, denke ich, verstanden. Jedoch muss ich sagen, dass mir leider viel zu viel unverständlich blieb. Vielleicht hat sich in mir irgendetwas gegen die Horrorelemente gesträubt und mir den Zugang erschwert, vielleicht war es einfach die falsche Zeit für dieses Buch. 

Ich vergebe letztlich 3 Sterne, da ich erkenne, es ist ein ansprechendes literarisches Werk. Jede/r sei eingeladen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Eine explizite Empfehlung kann ich leider nicht aussprechen, da zumindest mir persönlich die historischen und politischen Bezüge nicht klar geworden sind. Vielleicht braucht es dafür zu späterer Zeit eine zweite Chance. Mal sehen...