Rezension

Auf nach Madagaskar...

Die Insel des Mondes - Beatrix Mannel

Die Insel des Mondes
von Beatrix Mannel

*Worum geht's?*
Madagaskar im Jahre 1880: Mit nur 21 Jahren wagt die junge Deutsche Paula einen Neuanfang. Sie will die Vanilleplantage ihrer verstorbenen Großmutter Mathilde übernehmen, die sie leider nur durch Schriftstücke kennt, und ihr Leben ihrer großen Leidenschaft, den Düften, widmen. Sie will alles hinter sich lassen, alles vergessen, was sie in ihrem kurzen, aber sehr schmerzhaften Leben bereits erleiden musste. Auf der Suche nach der Plantage wird Paula nicht nur von der Einheimischen Noria begleitet, die den Weg durch den gefährlichen Dschungel kennt, sondern auch von drei Männern, die sich in Madagaskar selbst Antworten auf ihre persönlichen Fragen erhoffen. Doch nicht jeder von ihnen spielt ein ehrliches Spiel mit seinen Kameraden – und ehe Paula sich versieht, schwebt sie in großer Gefahr…

*Meine Meinung:*
In „Die Insel des Mondes“ entführt Autorin Beatrix Mannel in eine fremde Welt in einer längst vergangenen Zeit: Im Jahre 1880 traut sich die junge Paula, alles hinter sich zu lassen. Ihre Familie, ihre Ehe – und vor allem all die schrecklichen Erinnerungen, die sie mit ihnen verbindet. Paula reist mit gerade einmal 21 Jahren alleine von München nach Madagaskar, um dort die Plantage ihrer mutigen Großmutter zu finden, die sie leider nie persönlich kennenlernen durfte. Doch Paula spürt genau, dass sie das Erbe ihrer Großmutter anzutreten hat. Ganz egal, was andere deshalb von ihr halten! Aber das ist kein ungefährliches Unterfangen…

„Die Insel des Mondes“ ist ein Roman mit vielen Facetten. Es ist ein Buch über eine Frau, die über sich hinauswächst, über eine geschlagene Persönlichkeit, die wieder zu sich selbst findet. Die Geschichte von Paula steckt voller berührender Emotionen. Durch die bildhafte Schreibe der Autorin, die Madagaskar vor das innere Auge ihrer Leser zaubert und die verschiedenen Dürfte so realistisch und intensiv beschreibt, dass man sie beinahe selbst riechen kann, wird der Roman zu einem atmosphärischen Lesevergnügen. Auch wenn ich ein großer Fan detailreicher Beschreibungen bin, hätte die eine oder andere Szene für meinen Geschmack etwas kürzer ausfallen können. Dennoch: Mit „Die Insel des Mondes“ gönnt man sich für kleines Geld ein großes Urlaubsfeeling! Und weil ein Urlaub nicht nur entspannend und schön, sondern auch aufregend sein soll, hat Beatrix Mannel Krimi-Elemente in ihre Geschichte eingewoben, die einen vor Spannung an den Seiten kleben lassen.

Mit ihren jungen 21 Jahren hat Paula schon so viel erleben und durchhalten müssen, dass sie ihre Kindheit schon lange hinter sich gelassen hat. Die junge Frau lernt man bereits auf den ersten Seiten als starke Persönlichkeit kennen, deren junges Alter ihr man höchstens an ein paar naiven Gedanken und Entscheidungen anmerken kann. Obwohl Paula von Anfang an eine ausgeprägte Figur ist, merkt man schnell, dass sie noch mit einigen Dingen zu kämpfen hat. Auch wenn sie es nicht nach außen zeigt, tobt in ihrem inneren so mancher Kampf. Während ihres Abenteuers auf Madagaskar muss sich Paula den Schatten ihrer Vergangenheit stellen. Ob sie auf der Insel des Mondes tatsächlich ihr Glück finden kann? Paula ist auf jeden Fall eine sympathische Protagonistin, mit der man sich gerne auf die Suche nach der Antwort auf diese Frage macht.

Paula reist allerdings nicht alleine durch Madagaskar. Begleitet wird sie von vier Personen, die unterschiedlichere Absichten kaum haben könnten: Morten, der Missionar, will seinen Glauben in die Welt hinaustragen, Lázló, der Frauenheld, und Villeneuve, der Arzt, suchen in Madagaskar nach neuen Heilpflanzen und Noria, die Einheimische, sorgt dafür, dass die bunte Truppe auf der Insel nicht verloren geht. Das sind zumindest die Ziele, die sie vorgeben zu verfolgen, aber nicht jeder spielt ein ehrliches Spiel mit seinen Begleitern… Facettenreich und authentisch sind die Charaktere allemal!

Erzählt wird die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven: Während des Haupthandlungsstrangs, Paulas Abenteuer auf Madagaskar, lässt Beatrix Mannel einen personalen Erzähler ans Werk, der die Leser durch die Geschichte führt und sie außerdem an den Gedanken und Gefühlen der Protagonistin teilhaben lässt. Einige andere Kapitel bestehen dagegen nur aus Briefen, die Paulas Großmutter Mathilde an ihre Tochter Florence geschrieben hat und in denen sie von ihrem Leben erzählt. Die letzte und auch mysteriöseste Erzählperspektive ist die aus der Sichtweise einer Person, die mit Paula gemeinsam auf Reisen ist, allerdings ganz andere Absichten hat, als sie es vor den anderen zugibt – und damit für Nervenkitzel und Spannung sorgt!

Auf ca. den letzten 20 Seiten gibt es nicht nur ein paar interessante Zusatzinfos der Autorin über ihr Buch und dessen Wahrheitsgehalt, sondern auch ein ausführliches Glossar, das alle Fremdwörter, anderssprachigen Begriffe und relevanten Personen zusammenfasst und erklärt. Da es davon in „Die Insel des Mondes“ wirklich viele gibt, ist es ein mehr als hilfreiches Extra; vor allem, wenn man zwischen den einzelnen Kapiteln mal größere Lesepausen einlegen muss!

Zwei weitere tolle gestalterische Extras findet man quasi hinter dem Cover und vor dem Klappentext, also auf der jeweils anderen Seite des Einbands. Dort sind zwei Karten abgedruckt. Eine von ihnen zeigt Afrika im Jahre 1914 und zeigt, welche Länder Kolonialgebiete europäischer Staaten waren, die andere stellt die Insel Madagaskar dar, auf der „Die Insel des Mondes“ spielt. Leider ist letztere nicht detailliert genug, um Paulas Reise durch Madagaskar nachvollziehen zu können, aber nett anzuschauen sind die beiden Karten dennoch. 

*Cover:*
Das Cover verspricht genau das Feeling, was einen zwischen den Seiten auch erreichen wird, und sieht einfach toll aus. Mein Highlight ist jedoch der tolle Schriftzug mit einem tierischen Hinweis auf ein wichtiges Element der Geschichte!

*Fazit:*
„Die Insel des Mondes“ von Beatrix Mannel ist ein Roman, der für Urlaubsstimmung sorgt. Gemeinsam mit Paula und ihren Reisekameraden streift man durch Madagaskar, stets das Ziel vor Augen: Die Suche nach den Antworten der Vergangenheit – und nach dem Glück in der Zukunft. Die fremde Kultur, die abenteuerlichen Ereignisse und die wahren Absichten einiger Figuren sorgen für Spannung, die einen mitreißt und an den Seiten kleben lässt. Wer Lust auf einen sommerlichen Roman voller Emotionen, Spaß und Abenteuer hat, greift mit „Die Insel des Mondes“ definitiv zum richtigen Buch. Ich vergebe gute 4 Lurche.