Rezension

Bewegender autobiographischer Roman

Mutters Lüge -

Mutters Lüge
von Monika Hürlimann

Bewertet mit 4 Sternen

Die erfolgreiche Schweizer Psychiaterin Marta deckt erst nach dem Tod ihrer Mutter eine ungeheuerliche Lüge auf. Damit muss sie sich ihrer Geschichte stellen und denkt über ihr Leben nach.

 

Monika Hürlimann lässt Marta von ihrer Kindheit und Jugend, vom Aufwachsen im kommunistischen Polen und dem Ankommen in Deutschland erzählen. Sie ist ein starkes und intelligentes Mädchen, dass sich in dem ihr fremden Land zu behaupten weiß und es schafft, Medizin zu studieren.

 

Trotz des eher nüchternen und beschreibenden Stils sind die Emotionen greifbar. Marta, die sich zeitlebens von ihrer Mutter zurückgesetzt fühlt, die sie lieblos behandelt, aber immer für Martas Zwillingsbruder Tomek da ist, ist sehr authentisch. Auch die Suche nach dem Vater und ein Treffen, das zeigt, das sich die beiden nicht viel zu sagen haben, sind gut nachvollziehbar.

 

Da der Roman im wesentlichen chronologisch geschrieben ist, kommt die Lüge der Mutter erst spät ans Tageslicht. Zu spät für Marta, denn es ist niemand mehr da, der die Gründe kennen und erklären könnte. Insofern muss die Auflösung unbefriedigend bleiben.

Sehr gut dargestellt sind die Beziehungen untereinander, zur Mutter, zum Bruder, zu Lebenspartnern und auch zu den Menschen, die Marta den Start in Deutschland erleichterten.

Monika Hürlimann, Jahrgang 1969, wuchs in Polen auf und emigrierte 1984 mit ihrer Familie nach Westdeutschland. Sie studierte Medizin und zog in die Schweiz, wo sie bis heute lebt.

Der Roman ist aufgrund des Themas nicht leicht zu lesen, dennoch spreche ich gern eine Leseempfehlung aus.