Rezension

Ein lesenswerter biografischer Roman

Mutters Lüge -

Mutters Lüge
von Monika Hürlimann

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser autobiografische Roman ist bereits unter dem Titel „Marta“ erschienen. Er handelt von Marta, die als Jugendliche gemeinsam mit Mutter und Zwillingsbrüder illegal von Polen nach Deutschland gekommen ist.

 

Wir erfahren einiges aus dem Leben im kommunistischen Polen, stellen uns mit Marta um Lebensmittel an, nur um dann erfahren zu müssen, dass alles ausverkauft ist. Wenn man über Dollars verfügt, ist dann doch einiges erhältlich. Wir ärgern uns mit Marta, wenn sie von ihrer Mutter, die unnahbar scheint und kaum anwesend ist, Hausarbeit aufgebürdet bekommt und Zwillingsbruder Tomek auf der faulen Haut liegen oder sich seinem Hobby, dem Kampfsport, widmen darf.

Marta ist ehrgeizig und versucht durch schulische Höchstleistungen die Anerkennung der Mutter zu erringen, doch vergeblich. Bis zum Tod der Mutter wird das Verhältnis distanziert bleiben. Die Mutter wird Marta zeitlebens ein Rätsel bleiben. Während sie sich rührend um Heimkinder in Polen kümmert, sind ihr die eigenen nicht so wichtig. Warum spricht sie perfekt deutsch? Warum gibt es keine Verwandten? Ist Marta das Opfer von Mengeles Menschenversuchen? Fragen über Fragen, die nicht oder nur unzureichend von Dritten beantwortet werden. Als Marta das Geheimnis um ihren Vater lüftet und ihn trifft, bekommen manche Äußerungen der Mutter eine andere Bedeutung.

 

Meine Meinung:

 

Die Autorin hat einige Formulierungen ihrer Erstausgabe behutsam geglättet. All zu viel Unterschied kann ich nicht bemerken, was vermutlich auch daran liegt, dass ich das ursprüngliche Exemplar an eine Freundin weitergegeben habe und die beiden Texte nicht nebeneinander legen kann.

 

Wie schon im ursprünglichen Buch festgestellt, ist die Studienzeit von Marta sehr ausführlich beschrieben. Da hätte ich mir gut eine Kürzung vorstellen können. Die Anfangsschwierigkeiten in Deutschland nach der Flucht aus Breslau, Marta und Tomek können ja kein Wirt deutsch, erscheinen mir dafür gestrafft worden zu sein.

 

Als ich das Buch zum nochmaligen Lesen von der Autorin erhalten habe, habe ich gedacht, dass die eine oder andere drängende Frage, die mich beschäftigt, wäre beantwortet worden. Doch das ist nicht der Fall.

 

Fazit: 

 

Dieser durchaus lesenswerte Roman erhält auch bei seiner Neubearbeitung 4 Sterne.