Rezension

Beziehungsdrama und Alltagsleben einer jüdischen Familie, das keinen großen Eindruck bei mir hinterlässt!

Der Besuch - Hila Blum

Der Besuch
von Hila Blum

Bewertet mit 2 Sternen

"*Die meisten Katastrophen passieren nachts, aber die kleinen, unerträglichen Fehler drängen sich tagsüber zusammen.*" Zitat Seite 339 In dieser Geschichte geht es um Nati und seine Frau Nili, ihr Kennenlernen, eine Reise nach Paris und ihr Alltagsleben mit ihren beiden Kindern in Jerusalem. Hier wird die Entwicklung ihrer Ehebeziehung gezeigt und wie Probleme im Alltag ihre Schatten werfen.

Dieser Roman hat mich nicht sehr beeindruckt. Ich habe lange nach einem roten Faden gesucht und das hat folgende Gründe. Es gibt viele Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit, ebenso wechseln die Handlungsebenen häufig und die erwähnten Personen lernt man erst im Laufe der Lektüre richtig einzuordnen. Manche Inhalte werden nur angerissen, Gründe oder Folgen werden aber nicht erklärt.
Das Erzählte wirkt ziemlich wirr und konfus. Auch werden viele alltägliche Dinge bis ins kleinste Detail erzählt, die bei mir ihre Wirkung verfehlen. Diese Banalitäten zeigen aber auch die Unsicherheit der Protagonistin, die in diesem Roman ihr Leben reflektiert und ihre Beziehungen zu ihrem Mann und ihrer Familie überdenkt und sich an Begebenheiten in ihrem Leben erinnert.
Die Darstellung Nilis ist sehr deutlich und aussagekräftig. Ich erkenne eine unsichere Frau, die Angst hat vor Entscheidungen. Eine Mutter, die ihre Stieftochter nicht versteht, aber auch mit ihrer leiblichen Tochter umgeht, als wäre sie für sie fremd. Eine Frau, die voll ist von Selbstzweifeln an der Liebe zu ihrem Mann und statt Vertrauen in ihre Beziehung immer mehr Misstrauen an seiner Ehrlichkeit aufbaut. Nili ist mir in diesem Roman nicht ans Herz gewachsen und erscheint mir teilweise regelrecht unreif. Das sie mit ihrem Misstrauen ohne einen konkreten Grund die Beziehung eher schädigt, darüber denkt sie nicht nach. Auch ihre Dauerangst um ihre Tochter Asia schafft Unsicherheit. Ein klärendes Gespräch mit ihrem Mann wäre da sicher gut. Aber sie gehen der Sache aus dem Weg und verlieren sich in "Fragespielchen".

Doch die genaue Personencharakterisierung reicht mir nicht als Buchinhalt. Hier wird mir zu viel angedeutet und nicht in einem Zug erzählt. Man verliert sich in alltäglichen Dingen, die für die Handlung keine Bedeutung haben.

Dieses Buch über eine klassische Patchworkfamilie wirft Fragen auf, erklärt aber nicht die Ursachen und Gründe. Es gibt lediglich viele Banalitäten, Kinderquengeln und Gedanken über die Beziehung.