Rezension

Brutal, verstörend und erschütternd

The Chain - Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind - Adrian Mckinty

The Chain - Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind
von Adrian McKinty

Bewertet mit 4 Sternen

"The Chain: Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind“ von Adrian McKinty lag schon ziemlich lange auf dem Sub. Nach den eher durchwachsenen Meinungen lagen die Prioritäten diesbezüglich nicht besonders hoch.
Ganz spontan hab ich jetzt danach gegriffen und es in einem Zug verschlungen.

Der Schreibstil des Autors ist dabei absolut einnehmend und fesselnd.
Rachel steht hier mehr oder minder im Fokus.
Ich mochte sie sehr gern, auch wenn sie sich oft irrational verhalten hat, aber es handelt sich hier auch um eine Ausnahmesituation, in der man über seine eigenen Grenzen hinausgeht und zu unaussprechlichem in der Lage ist. Es ist überaus erschreckend und beängstigend, was man dabei über sich selbstherausfindet.
Ihre Entwicklung ist beachtlich, ebenso Petes.
Auch wenn die anderen Charaktere durchaus interessant gestaltet waren, so fehlte es Ihnen doch etwas an Tiefe und Intensität. So fokussiert sich diese Story doch eindeutig auf Rachel und ihr Leben. Da man sie überwiegend auch begleitet, baut man auch die meiste Verbindung zu ihr auf.

Der Titel ist hier wirklich Programm.
Brutal, erschreckend und zutiefst verstörend, womit man hier konfrontiert wird.
Dabei ist es überaus faszinierend, in welchen Stadien sich das menschliche Gehirn bewegt.
Ausweglosigkeit, Angst und pure Verzweiflung.
Akzeptanz, Wut und Durst nach Rache.
Denn hier wird mit den stärksten Ängsten des Menschen gespielt, mit so einer immensen Perfidität und einem Kalkül dahinter, dass dir förmlich schlecht wird.
Rachel ist das beste Beispiel, man kann förmlich dabei zusehen, wie sich ihre Persönlichkeit und ihr Verstand aufbäumen.
Dabei ist es schon brachial und drastisch, wie rasant und fast problemlos hier alles vonstatten geht. Da greift doch auch etwas die Fiktion.
Rachels Schicksal konnte mich jedoch unglaublich mitnehmen. Ihre Zerbrechlichkeit, ihre Zweifel und die tiefe Verzweiflung haben mich wahnsinnig mitgenommen. Zudem teilt man ihre Wut und Trauer.
Die Idee dahinter ist sehr clever und ist mir so noch nie begegnet. Dabei werden Schwachstellen in der menschlichen Psyche gesucht und effizient eingesetzt. Dabei ist schnell ein Muster erkennbar, das zutiefst erschütternd und verstörend ist.
Denn wann ist der Mensch am angreifbarsten? Genau, wenn er bereits am Tiefpunkt seines Lebens angekommen ist und am Boden liegt.
Die Hintergründe waren durchaus interessant. Aber trotz der Tiefe fehlte mir persönlich noch mehr Intensität und emotionale Bindung. Denn was sich hier abseits dessen herauskristallisiert, ist wirklich erschreckend.
Dabei spielt Empathie keine nennenswerte Rolle. Menschen, Schicksale sind unwichtig, sie dienen einzig der persönlichen Befriedigung. Daraus entsteht eine Kettenreaktion, die unaufhaltsam erscheint und gegen die man schier nicht ankommt.
Doch ist es wirklich so einfach, Menschen in diesem Ausmaß zu manipulieren und zu kontrollieren?
Fakt ist: der Autor hat hier ein rasantes, brutales und nervenaufreibendes Spektakel erschaffen, das unglaublich mitreißt.
Sowohl aus psychologischer, als auch aus menschlicher Hinsicht.
Dabei lassen wir da mal die Moral außer Acht, denn sonst würde man darunter zusammenbrechen.
Ja, es gibt Konflikte und Herausforderungen.
Und vieles scheint zu banal gelöst. Besonders wenn man bedenkt, wie gebrochen die Menschen bereits sind.
Nichtsdestotrotz hat mich dieses Gesamtpaket enorm mitgerissen und nicht zu Atem kommen lassen.

Fazit:
Adrian McKinty liefert mit „The Chain: Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind“, ein nervenaufreibendes, brutales und kurzweiliges Spektakel erschaffen, dass enorm mitreißt.
Die Idee dahinter ist beängstigend.
Die Umsetzung ist faszinierend und interessant zugleich.
Ein interessanter Thriller, der nicht frei von Schwächen ist, mich aber enorm bei der Stange gehalten hat.
Brutal, verstörend und erschütternd.