Rezension

“Dark Love” von Lia Habel

Dark Love - Lia Habel

Dark Love
von Lia Habel

Bewertet mit 5 Sternen

Flackernde Gaslampen, dampfbetriebene Kutschen und Digitagebücher – das ist die Welt von Nora Dearly im Jahr 2195. Die 17-Jährige lebt im Internat, bis sie eines Tages entführt wird: Denn ein Virus greift um sich, das Menschen in lebende Tote verwandelt – und Nora trägt als Einzige die Antikörper in ihrem Blut. Bald muss sie feststellen, dass es auch wandelnde Untote gibt, die sich ihre Menschlichkeit dank eines Antiserums erhalten können. Und Bram, ihr Entführer, ist einer von ihnen. Nora verliebt sich in den jungen Mann, doch die Endlichkeit seiner Existenz bedroht ihre Liebe. Nur Noras Vater, ein hochrangiger Wissenschaftler, könnte ein Gegenmittel entwickeln, doch er ist selbst infiziert und droht zu sterben. Ist Noras Welt endgültig dem Untergang geweiht?

Immer, wenn ich erzählt habe, dass ich gerade eine Liebesgeschichte mit Zombies lese, wurde ich angeschaut, als hätte ich eine Schraube locker. Und ja, ich gebe es zu: Vor “Dark Love” hatte ich noch nie von Steampunk gehört und konnte mir auch nicht vorstellen, dass eine wunderschöne Sterbliche sich in einen Untoten verliebt … igitt. Aber nach einigen wenigen Startschwierigkeiten nahm mich die Autorin Lia Habel mit auf eine wunderbare Reise in Nora Dearlys hoch-technisierte, aber auch traditionelle Welt, in der die Mädchen viktorianische Kleider tragen und gesellschaftlicher Aufstieg den Alltag bestimmt.

Wer nach Lesen des Klappentextes in erster Linie eine 08/15-Romanze erwartet, den muss ich gleich enttäuschen. Lia Habels Roman ist so viel mehr, nämlich ein Mix aus Dystopie, Steampunk, Horror, Romantik und Katastrophenthriller. Es fließt Blut, es sterben Menschen – und nur die eine Art von Zombies ist noch menschlich. Die andere ist die Art von Zombies, die monoton vor sich hin brummend durch die Straßen taumelt und auf der Suche nach frischem Menschenfleisch ist, wie man es aus Zombiefilmen kennt …

Der Zombie Bram und seine Freunde haben mir übrigens charakterlich im ganzen Roman am besten gefallen. Kommt das jetzt überraschend? Sie sind vielleicht nicht die schönsten Monster, aber zumindest in “Dark Love” sind sie vor allem witzig mit einem gewissen Hang zur Selbstironie:

“Bevor wir zu den Formalien kommen – du!” Er fixierte mich und ich wich einen Schritt zurück. “Hast du jemals von Vampiren gehört?”
Ich nickte. Wer nicht?
“Und hattest du schon einmal von Zombies gehört, bevor du hierhergekommen bist?”
Ich schüttelte den Kopf.
“Seht ihr?” Er schlug zur Betonung auf sein Buch. “Vampire sind nur Zombies mit guter PR! In ein paar Jahren könnten das wir sein!”

Genial sage ich nur! ;-)

Es ist wirklich schwierig mit einer Rezension diesem Buch gerecht zu werden. Ich kann auch nicht sagen, dass mich das Buch total überrascht hat, denn Schmonzetten lese ich nicht und hätte ich “Dark Love” für eine gehalten, hätte ich nicht beim Piper Verlag nach einem Rezensionsexemplar gefragt. Aber ich bin wirklich richtiggehend begeistert und ich habe wirklich nur einen einzigen Kritikpunkt: Die ständige Betonung bestimmter Wörter durch kursive Schrift – siehe Zitat – ging mir total auf den Geist! Mal ist es ja ganz hilfreich, aber im Allgemeinen lasse ich mir nicht gerne vorschreiben, an welchen Stellen ich Betonungen zu lesen habe. Aber das lasse ich nicht in die Bewertung einfließen.

Lia Habels Roman “Dark Love” hat mich total gefesselt: Er ist weitab von jedem Kitsch, jedoch auch romantisch und bezaubernd. Er ist spannend, jedoch ohne die nötige Tiefe eines hervorragenden Buches vermissen zu lassen. Er ist humorvoll, aber auch oft düster und melancholisch. Er ist definitiv mein Monatshighlight Januar und vielleicht auch ein Highlight 2012? Lesenswert auf ganzer Linie!

5 von 5 Sternchen