Rezension

Das Böse hält Einkehr in Norrtälje

Unwesen
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Norrtälje, im Norden Schwedens. Im Hafen der Küstenstadt taucht ein Container unbekannter Herkunft auf. Als er geöffnet wird, hält Angst und Grauen Einkehr in die Stadt und verdrängt Freundlichkeit, Empathie und Hilfsbereitschaft. Doch eine kleine Gruppe Einwohner stellt sich dem Bösen mutig entgegen.

Meine Meinung:

Mit 768 Seiten ist dieser Wälzer wirklich keine leichte Kost. Anfänglich tat ich mich – trotz des sehr angenehm zu lesenden Schreibstil des Autors und der von ihm geschaffenen zunehmend düsteren und beklemmenden Stimmung – etwas schwer in die Handlung hineinzufinden. Vielleicht auch deshalb, weil ich aufgrund des King-Vergleichs (fälschlicherweise) mehr Thriller und Horror erwartet hatte.

Im Zentrum des Buches steht die nordschwedische Kleinstadt Norrtälje und ihre Bewohner. Die eher verschlafene Küstenstadt entwickelt sich im Laufe des Romans zu einem Ort der Angst und des Bösen. Die Protagonisten des Buches, allesamt um die 30 Jahre alt und Bewohner Norrtäljes, haben ganz unterschiedliche Sorgen und Ängste. Gärtner Max hat ein Tauchunfall aus der Bahn geworden. Johan ist voller Wut und Hass. Marko ist als Kind mit seiner Schwester Maria und seinen Eltern aus Bosnien geflohen, fühlt sich in der schwedischen Kleinstadt Norrtälje aber auch nach so vielen Jahren nicht richtig zuhause. Siv hat eine Gabe, von der niemand etwas erfahren soll und die sie an ihre Tochter Alva weitergegeben hat. Immer an Sivs Seite: Anna, ihre Freundin seit Kindheitstagen. Der Leser lernt allesamt gleichermaßen kennen und begleitet sie. Das Beziehungsgeflecht zwischen den verschiedenen Charakteren, das sich im Laufe des Buches entwickelt und verändert, empfand ich als sehr spannend. Auch die Charaktere selbst entwickeln sich und wirken nicht zuletzt dadurch sehr authentisch.

Die Idee des Plots ist spannend und hat mir gut gefallen. Leider gibt es über das gesamte Buch verteilt ein paar Längen, sodass man als Leser immer mal wieder das Gefühl hat, dass es nicht wirklich vorwärtsgeht. Ein paar Seiten weniger hätten daher für meinen Geschmack nicht geschadet. Die zum Teil sehr kurzen Sequenzen unglaublicher Brutalität wirken im Vergleich sehr extrem, was vom Autor mit Sicherheit so gewollt ist, aber zartbesaitete Leser sicherlich an die Nieren gehen wird und auch bei mir dafür gesorgt hat, dass ich ab und zu eine Pause brauchte. Dennoch wollte ich wissen, wie es weitergeht und musste einfach weiterlesen. Auch wenn mich das Ende des Buches leider nicht zu 100 Prozent überzeugen konnte, hat mir das Buch spannende Lesestunden mit Gruselmomenten beschert und wird sicherlich nicht mein letztes Buch des Autors bleiben.

Fazit:

Das Böse hält Einkehr in Norrtälje. Atmosphärisch, düster und bis auf wenige Längen spannend zu lesen.