Rezension

seltsame Mischung aus Mystery und Thriller

Unwesen
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 4 Sternen

In Nörrtalje, einer Kleinstadt in Nordschweden, zieht seit dem Anlanden eines verschlossenen Containers das Unheil ein. Im Mittelpunkt des sich um dieses Ereignis drehenden Romans stehen zwei Freundinnen, namens Siw und Anna, sowie drei Freunde, wie Siw und Anna um die 30 Jahre alt, namens Max, Johan und Marco und deren Familien.

Der Leser erfährt im Verlauf der sich recht gemächlich entwickelnden Geschichte alles über die Familien der Hauptprotagonisten von Kindheit an, also über deren Herkunft, Geschwister, Eltern und Großeltern. Das liest sich durchaus spannend und diese Spannung steigert sich durch das Grauen, das vom Container auszugehen scheint und die ganze Stadt ergreift.

Die Charaktere sind bis in die kleinsten Nebenfiguren sehr präzise ausgearbeitet. Thrilleratmosphäre kommt auf als der kriminelle Bruder von Anna aus langjähriger Haft entlassen wird und sich nicht aus dem Umfeld einer Verbrechergang befreien kann. Darüberhinaus werden etliche brutale Szenen geschildert. Es geschehen Unglücksfälle und Katasrophen. Immer wieder rückt ein Thema dieses Romans, nämlich das unfaßbare Grauen, in den Vordergrund. Dieses Grauen legt sich über die Stadt, was sich bei deren Bewohnern durch unerklärliche Unfreundlichkeit und unterschwellige Aggressivität bemerkbar macht.

Verstärkt wird dieses Gefühl des Unfaßbaren durch die Fähigkeit Siws, ihrer Mutter und Großmutter und vor allem der achtjährigen Tochter Siws namens Alva, die hereinbrechenden Unglücksfälle und Katastrophen vorauszusehen. Auch Max hat solche Visionen. Dieses Mystische verbunden mit Thrillerelementen war fesselnd zu lesen. Vollends überzeugt hat mich der Roman  jedoch nicht, dafür war mir das Ende zu sanft und versöhnlich. Das mag an meiner Erwartung liegen, die sich nicht erfüllt hat, denn das Cover des Buches impliziert einen düsteren Schwedenkrimi oder Thriller. Es ist aber eine teils mystische, teils düstere, teils wie ein Krimi, teils wie eine Coming of Age daherkommende Geschichte mit hoffnungsvollem Ausgang. Mal was anderes, das schon ! Aber es war mir einfach zu viel Übersinnliches und so richtig gegruselt, etwa wie bei den Romanen Stephen Kings, mit dem der Autor bereits verglichen wird, hat es mich auch nicht.

Ich habe den Roman dennoch wegen der sehr interessanten und detailliert gezeichneten Charaktere der handelnden Personen und wegen des dadurch vermittelten Einblicks in deren Probleme innerhalb der heutigen schwedischen Gesellschaft gerne gelesen.

Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung, allerdings nicht unbedingt für Freunde knallharter Krimis bzw. Thriller.