Rezension

Mal was Anderes

Unwesen
von John Ajvide Lindqvist

Bewertet mit 3 Sternen

Unwesen von John Ajvide Lindqvist

erschienen bei dtv

 

Zum Inhalt

 

Norrtälje, eine verschlafene Küstenstadt in Nordschweden. Als am Hafen ein Container auftaucht, von dessen Herkunft niemand etwas wissen will, geschieht erst einmal nichts. Nur Siv, Halbwaise und alleinerziehende Mutter eines kleinen Mädchens, spürt eine Bedrohung. Als der Container endlich aufgebrochen wird, legt sich etwas Dunkles über die Stadt. Freundlichkeit und Mitgefühl verschwinden aus Norrtälje. Es gibt keine helfenden Hände mehr, kein tröstendes Wort. Siv weiß, dass die Zeit des Wartens für sie zu Ende geht. Zusammen mit Freunden folgt sie der Spur des Bösen ... 

(Quelle: Verlag)

 

Zum Buch

 

Das Cover dieses Buches ist sehr düster gehalten und passt daher gut zum Klappentext. Es wirkt auf mich wie ein Dörfchen, das dem Untergang geweiht ist. Die Story wird hauptsächlich in der dritten Person geschildert, aber der personale Erzählstil wird zwischendurch ebenfalls mit eingeschoben. Das Setting ist in Schweden angesiedelt.

 

Der Prolog und auch einige Kapitel mittendrin spielen im Jahr 2002 - quasi dort, wo alles seinen Anfang nahm. Die Realität befindet sich hier im Buch im Jahr 2018. Logischerweise sind die Charaktere somit einmal als Teenager, dann wieder als Erwachsene zu erleben. Einzelne Verbindungen werden geknüpft und ausgeweitet.

Wir erleben hier Siw, die mit 13 Jahren feststellt, dass sie anders ist als ihre Mitschüler. Im Jahr 2018 hat Siw selbst eine kleine Tochter, Alva, die sieben Jahre alt ist. Was genau mit Siw los ist, erfährt der Leser eigentlich relativ bald, kann sich aber nicht wirklich einen Reim darauf machen.

Genauso verhält es sich mit Max, der immer wieder zu merkwürdigen Anfällen neigt. Etwa zur selben Zeit wie Siw.

Dann gibt es noch Johan, der stellenweise nur so aus Wut und Hass besteht, so dass mir beim Lesen schon etwas mulmig zumute wurde. Wenn sich so viel anstaut, was kann das bei anderen Menschen anrichten?

Und zu guter Letzt haben wir noch Marko. Ein Junge, der 1994 aus Bosnien geflüchtet ist und in Schweden seine neue Heimat sucht. Wie die einzelnen Charaktere zueinanderstehen und was sie wie miteinander verbindet, klärt sich mit der Zeit in dieser Geschichte auf. Dazu gibt es auch immer wieder Rückblicke in die Jugendzeit der Figuren, was einen besseren Draht zu ihnen von der Leserseite her schafft.

 

In diesem Augenblick weiß sie, dass sie auf einer entscheidenden Ebene kein Mensch ist.

Seite 11

 

John Ajvide Lindqvist hat mich mit gemischten Gefühlen in dieses Buch eintauchen lassen. Die Grundidee fand ich klasse und spannend, die Umsetzung teilweise auch. Er zieht die Geschichte auch nicht unnötig über fast 800 Seiten – es ist eigentlich immer spannend und vor allem mysteriös. Es gibt immer wieder kleine Einschübe am Ende eines Kapitels, die die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen zeigen. Dies ändert sich ab einem bestimmten Punkt, fand ich aber genial gemacht. Was mir nicht so gut gefiel, war die unnötige Brutalität, Tierquälerei und dass auch in diesem Buch anscheinend Vergewaltigungen zur Tagesordnung gehören. Hab ich in letzter Zeit des Öfteren gelesen und bin jedes Mal wieder entsetzt, wie so eine Tat hingenommen und bald schon unter den Tisch gekehrt wird … Auch Tiere müssen nicht unnötig gequält und zu Tode gefoltert werden – das bringt doch die Geschichte in keinster Weise weiter, oder? Da bin ich auch rigoros und kann solche Dinge nicht übergehen. Die sehr deutliche Sprache passte daher gut in dieses angewendete Schema, aber für mich ist auch dies ein Kritikpunkt. Obwohl die Story auf Grund der dahintersteckenden Idee nicht langgezogen war, waren mir persönlich die Sequenzen mit der Pokémon-Jagd zu viel. Ich habe dazu keinen Bezug und konnte daher auch nicht wirklich etwas damit anfangen. Dies streckte die Geschichte dann doch ein wenig – für meinen persönlichen Geschmack –. Was sich hinter dem Container verbirgt, fand ich mysteriös und auch interessant gemacht. Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen und brauchte auch ein wenig Zeit dafür. Die Botschaft ist vor allem sehr wichtig: Das Böse muss besiegt werden!

 

 

 

 

Zum Autor

 

In Schweden hat der »Stephen King des Nordens« (Dagens Nyheter) John Ajvide Lindqvist, längst Kultstatus. Seine Romane und Kurzgeschichten wurden in 31 Sprachen übersetzt, vielfach ausgezeichnet (u.a. mit dem Selma-Lagerlöf-Preis) und in Arthouse-Produktionen und von Hollywood verfilmt. Einen internationalen Achtungserfolg feierte sein Außenseiterliebesdrama Border 2018 beim Festival de Cannes. Lindqvist arbeitet mit Elementen aus Horror und Fantasy, aber er erzählt moderne Märchen: mitreißend und klug und tiefgründig verhandeln sie Themen unserer Zeit. Sein neuester Roman, The Kindness, errang in Schweden auf Anhieb Platz 1 der Bestenliste. 

 

 

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768 Seiten

übersetzt von Thorsten Alms

ISBN 978-3-423-28338-0

Preis: 26 Euro

erschienen bei https://www.dtv.de/?gclid=EAIaIQobChMI5aaT4-eU_gIVOIxoCR3vtw6FEAAYASAAEg...

Leseprobe https://www.dtv.de/buch/unwesen-28338

 

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!