Rezension

Der Mann, der kein Mörder war - super unterhaltsam!

Der Mann, der kein Mörder war - Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt

Der Mann, der kein Mörder war
von Michael Hjorth Hans Rosenfeldt

Bewertet mit 4 Sternen

Wow! Vor allem das Ende des Buches hat mich positiv überrascht, aber mehr dazu gleich...

Zu Beginn des Buches ist der Mann, der kein Mörder war, damit beschäftigt, die Leiche des 16-jährigen Roger im Wald zu verscharren. Er redet sich und dem Leser jedoch ein, dass er nicht der Mörder ist und dass es auch eigentlich kein Mord war, der hier geschehen ist. Man bekommt den Eindruck, dass der Mann, der kein Mörder war, unsicher ist, ängstlich, verwirrt...

In der nächsten Szene geht es dann direkt recht rasant zu. Die Vermisstenmeldung von Roger bleibt schlampigerweise ein ganzes Wochenende unbearbeitet liegen. Zu Beginn der neuen Woche muss sodann mit Hochdruck daran gearbeitet werden, dies zu vertuschen und Roger zu finden. Hier erfährt man schon zu Beginn, dass die Polizisten es auch nicht leicht haben. Zum Teil wegen privater persönlicher Probleme, zum Teil wegen der Rangordnung innerhalb der Kollegen und Vorgesetzten und auch wegen des Drucks, der von außen hereindringt und Konkurrenzdenken an den Tag fördert.
Bei der Suchaktion im Wald beteiligt sich auch eine Gruppe jugendlicher Pfadfinder und diese finden dann auch die Leiche von Roger. Er wurde mit vielen Messerstichen getötet und ihm wurden Teile des Herzens herausgeschnitten.

Die Polizeiarbeit läuft auf Hochtouren. Da kommt Sebastian Bergmann dazu. Er benötigt für eigene Informationen Daten der Polizei und schleicht sich so in das Herz seines ehemaligen Freundes Torkel, der sich sodann dazu breitschlagen lässt, ihn, den so bekannten und einst verehrten Polizeipsychologen, in sein Team aufzunehmen. Dies wird ihm jedoch schnell zum Verhängnis, da seine Kollegen alles andere als begeistert sind, Sebastian bei sich aufzunehmen. Dies lassen sie Torkel mächtig spüren und Torkel selbst, muss nach kurzer Zeit einsehen, dass der egoistische Sebastian ihm wohl doch keine Hilfe sein wird.

Die Ermittlungen verlaufen ziemlich oft im Sand. Zu schnell wird ein mutmaßlicher Verdächtiger verhört oder festgenommen, nur ihm ihn oder sie dann doch wieder laufen lassen zu müssen. Die Kollegen der Polizei sind das ein oder andere Mal kurz davor innerlich aufzugeben, da sie so oft mit der Arbeit von vorne beginnen müssen. Die Umstände und Rogers Umfeld werden immer verworrener, zu viele Menschen werden ins Täterfeld gezogen. Nach und nach müssen Torkel und auch sein Team feststellen, dass Sebastian doch oft recht gute Einwände und Ideen vorbringt, auch wenn er trotzdem oft genug zu unüberlegt und forsch vorgeht und auch einiges im Alleingang durchzieht. Zum Ende des Buches hin überschlagen sich dann die Ereignisse. Jemand gesteht plötzlich, der Täter zu sein und im nächsten Moment wird auf die Polizisten geschossen. Ist der angebliche Täter wirklich der wahre Mörder, oder hängt noch jemand mit in der Sache drin? Was war das Motiv, Roger zu töten? Und wieso mussten während der Ermittlungen weitere Leute sterben? Das Buch lässt während des Lesens viele Fragen offen, die jedoch zum Ende hin alle beantwortet werden. Das Ende fand ich schlüssig und glaubhaft. Man erkennt nach und nach, welche Tragödie sich in Rogers Leben bzw. seinem Umfeld abgespielt hat.

Mir hat das Buch unheimlich gut gefallen. Die Personen im Buch sind sehr gut beschrieben, ich hatte von allen ein sehr klares Bild vor Augen. Lediglich der Mann, der kein Mörder war, kam meiner Meinung nach etwas zu kurz. Es kamen zwar immer mal Textzeilen aus seiner Sicht, jedoch hätte ich mir davon wesentlich mehr Text gewünscht. Schließlich geht man schon anhand des Buchtitels davon aus, dass es mehr um diesen Mann geht. Trotzdem hat mir die Ermittlungsarbeit in diesem Buch sehr gut gefallen. Man hat die Gefühle der Polizisten gut nachvollziehen können, den Frust, den Druck von außen und auch die eignen Probleme unter einen Hut zu bekommen. Das Ende des Buches hat mich wirklich positiv überrascht. Es ist mehr oder weniger ein offenes Ende, das Raum zum spekulieren lässt und ich hoffe, dass die Buchreihe weitergeht. In Schweden gibt es bereits den zweiten Teil zu diesem Buch. Ich hoffe. dass er auch auf Deutsch übersetzt wird.

Ein spannender Krimi, mit gut nachvollziehbarer Ermittlungsarbeit, die oft in verschiedene Richtungen geht, so dass die Spannung für den Leser aufrecht erhalten bleibt. Das Buchcover und die Kapitelgestaltung und Kapitellänge haben mir persönlich auch sehr gut gefallen. Ich habe dem Buch 4 Sterne gegeben.