Rezension

Sehr guter Auftakt, macht Lust auf mehr!

Der Mann, der kein Mörder war - Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt

Der Mann, der kein Mörder war
von Michael Hjorth Hans Rosenfeldt

Bewertet mit 5 Sternen

"Es liegt in der Natur des Menschen, Hierarchien zu schaffen. Sobald wir einer Gruppe angehören, müssen wir wissen, wo wir stehen, und wir handeln so, wie es erforderlich ist, um uns diesen Platz zu sichern oder aufzusteigen." S. 248

Klappentext

In einem Waldstück bei Västerås entdecken Kinder die Leiche eines Jungen –brutal ermordet, mit herausgerissenem Herzen. Der Tote ist schnell identifiziert: Roger war Schüler eines Elitegymnasiums und seit Tagen vermisst.
Die Polizei vor Ort ist überfordert, und so reist der Stockholmer Kommissar Höglund mit seinem Team in die Provinz. Dort trifft er überraschend einen alten Bekannten: Sebastian Bergman, ein brillanter Kriminalpsychologe und berüchtigter Kotzbrocken. Seit Bergman Frau und Tochter bei einem Unglück verlor, hat man kaum noch von ihm gehört. Nun bietet er Höglund seine Hilfe an. Das Team zeigt sich wenig begeistert. Doch schon bald ist der hochintelligente Bergman unverzichtbar. Denn in dem kleinen Städtchen Västerås gibt es mehr als eine zerstörte Seele ...

Meine Meinung

Da muss ich jetzt echt überlegen, wo ich anfangen soll, das Buch hat richtig viele Eindrücke bei mir hinterlassen.
Der Einstieg fiel mir relativ leicht, obwohl es einige Erzählstränge gab, die sich erstmal zusammen finden mussten. Die Autoren haben jedenfalls eine angenehme, schnörkellose Schreibweise, die alles sehr gut auf den Punkt bringt.

Der Mord an dem Schüler Roger Eriksson birgt viele Rätsel, die nur nach und nach, scheinbar nebenbei ans Licht kommen. Denn nicht nur die Aufklärung steht im Vordergrund, sondern vor allem auch die Figuren, die darin verwickelt sind: Natürlich die Betroffenen und Bekannten des Mordopfers, die Verdächtigen aber auch das Ermittlerteam der Reichsmordkommission, das extra angefordert wurde und im besonderen der Polizeipsychologe Sebastian Bergman.
Die Perspektiven wurden häufig gewechselt, manchmal sogar mitten in einem Abschnitt, was mich aber überhaupt nicht gestört, sondern einen besonderen Reiz ausgemacht hat. Man hatte jederzeit einen Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten, ohne dass man mit zuviel Informationen überhäuft wurde.

Gerade der Einblick in die psychologischen Tiefen der Charaktere hat das ganze zu etwas besonderem gemacht. Der Kriminalpsychologe Sebastian Bergman ist schon seit Jahren außer Dienst. Er war schon immer ein unausstehlicher Besserwisser und seit dem Tod seiner Frau und seiner Tochter hat er sich mehr und mehr zurückgezogen. Dass er in diesen heiklen Mordfall verwickelt wird, hat ganz eigennützige Hintergründe und ich war immer hin- und hergerissen, ob ich diesen Mann verabscheuen oder in den Arm nehmen will. Sein Leben besteht in einer wehmütigen Spirale, die ihn immer weiter nach unten zieht und der er sich nur kurzzeitig mit dem flüchtigen Vergnügen eines One-Night-Stands entziehen kann. Erst nach und nach erhält man mehr Einblicke in seine Vergangenheit und kann sein provokantes Verhalten besser nachvollziehen. Dass er sich immer profilieren will und seine Überheblichkeit zur Schau stellt ist seine ihm zur Gewohnheit gewordene Möglichkeit, irgendwie mit seinem Leben weiterzumachen.
Auch der Kommissar Torkel Höglund hat es nicht leicht - zweimal geschieden und am Rande der Einsamkeit ist er dennoch ein sehr einfühlsamer, aber auch nüchtern denkender Mensch, bei dem die Arbeit an erster Stelle steht.
Mit zum Team gehören auch Ursula Andersson, die schon immer in Konkurrenzkampf mit Sebastian Bergman stand, Vanja Lithner, die ehrzeigzig und distanziert in ihrer Arbeit aufgeht und Billy, ein freundlicher und offener Technikfreak.

Der Fall entwickelt sich nur langsam, die Spuren sind nur spärlich gestreut, aber es wird nie langweilig weil soviel persönliche Konflikte im Vordergrund stehen. Gerade was die Folgen der Erziehung und Eltern-Kind-Beziehungen betrifft, wurden hier einige interessante Fragen aufgeworfen. Trotzdem rätselt man ständig, denn lange bleibt das Motiv und natürlich auch der Mörder im Verborgenen. Gerade gegen Ende wird es nochmal richtig spannend und ich war total überrascht von der Auflösung. Alles war schlüssig und es blieben keine Fragen offen - am Schluss gabs sogar nochmal einen bösen Cliffhanger. Es war von Anfang an fesselnd und gerade die privaten Kämpfe, mit denen die Figuren aneinander geraten, lässt auf eine spannende Fortsetzung hoffen.

Fazit

Ein sehr überzeugender Auftakt der Krimireihe, der mich von der ersten Seite an mitgerissen hat. Ein spannender Mordfall und sehr spezielle Charaktere, die mir sehr nahegekommen sind. Eine perfekte Mischung die mich vollkommen überzeugt hat.

© Aleshanee
Weltenwanderer

Sebastian Bergman Reihe

1 - Der Mann, der kein Mörder war
2 - Die Frauen, die er kannte
3 - Die Toten, die niemand vermisst
4 - Das Mädchen, das verstummte

Kommentare

Karithana kommentierte am 10. Januar 2015 um 10:37

Mir gefiel der zweite Teil fast noch besser :-)