Rezension

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Der Teufelsfürst oder Teil 4 der Ulm-Trilogie?!

Der Teufelsfürst - Silvia Stolzenburg

Der Teufelsfürst
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ulm 1447: Die Kaufmannsfamilie von Katzenstein trifft ein Schicksalsschlag nach dem anderen. Der Familienvater stirbt, die Tochter Zehra wird wegen Hexerei und Mord an ihrem Vater verbannt und dann taucht auch noch eine Urkunde auf, die den gesamten Besitz einem adeligen Zweig der Familie zuzusprechen scheint. Dieser Zweig sorgt für mächtig Ärger, ebenso wie der Graf von Helfenstein, der auch noch eine alte Rechnung zu begleichen hat.

Gleichzeitig wird in Edirne der junge Vlad Draculae zusammen mit seinem Bruder Radu am türkischen Hof als Geißel gehalten. Der Vlad, der später mal als „Der Pfähler“ in die Geschichte eingehen soll.

Ich will mal mit dem Positiven anfangen und das ist für mich u.a. der Schreibstil. Sehr flüssig und locker erzählt die Autorin ihre Geschichten, sodass man mühelos vorankommt. Die Kapitel sind allesamt mit Ort- und Zeitangabe versehen, man weiß also immer sofort in welchem Handlungsstrang man sich befindet. Personenverzeichnis, Karten und Nachwort sind ebenfalls vorhanden, sodass man für die Stories gut gerüstet ist. Warum also nur 2,5 Sterne? Ich will mal versuchen das zu erklären.

Der Schwerpunkt des Buches liegt eindeutig auf den Katzensteinern (die manchem schon aus der Ulm-Trilogie bekannt sein dürften); mir ist jedoch immer noch nicht klar, warum es „Der Teufelsfürst“ heißt, auf dem Cover ein Bild von Vlad und auch im Klappentext v.a. von Vlad die Rede ist. Wäre deutlich zu erkennen worum es in dem Buch wirklich geht, hätte ich andere Erwartungen gehabt und hätte das Buch wahrscheinlich sogar links liegen gelassen, weil mir Geschichten über Familienfehden etc. nun mal so gar nicht liegen. Nur um das mal an Zahlen zu verdeutlichen: auf knapp 240 Seiten geht es um die Katzensteiner, Vlad muss mit etwa 100 Seiten weniger auskommen. Über große Strecken (3/4 des Buches) hatte ich also das Gefühl alle paar Kapitel zwischen zwei unterschiedlichen Büchern zu wechseln. Der ulmer und der Handlungsstrang um Vlad hatten nämlich lange Zeit rein gar nichts miteinander zu tun, erst im allerletzten Moment werden sie zumindest teilweise zusammengeführt. Für mich ist „Der Teufelsfürst“ ehrlich gesagt nur ganz wenig von einer Themaverfehlung entfernt. Die Figuren blieben mir teilweise fremd und waren manchmal doch eher schwarz-weiß gehalten; die eine ist prinzipiell und in jeder Hinsicht böse, der andere nur hochnäsig, etc. Vlads Figur ist gut ausgearbeitet, gerade der innere Kampf zwischen Gut und Böse kommt sehr gut heraus; auch die Angst, die er um seinen Bruder ausstehen muss. Bei all den Grausamkeiten findet Stolzenburg doch das richtige Maß, unnötig und übertrieben grausame Beschreibungen findet man hier nicht. Auch etwas zartbesaitetere Leser können hier unbeschadet lesen. Zehra gefällt mir an sich gut, allerdings finde ich es etwas unglaubwürdig, dass sie sich kaum gegen ihr Schicksal wehrt. Auf ihre Gabe wird leider überhaupt nicht eingegangen. Was hat es damit auf sich? Sie sieht Farben um Personen (oder auch nicht). Aha, und weiter? Im Gespräch mit anderen Lesern erfuhr ich, dass es sich dabei wiederum um eine Eigenart handelt, auf die in der Ulm-Trilogie eingegangen wird. Wiederum also bekommt der Neu-Leser zu wenig Information um die Handlung richtig würdigen zu können. Das Ende des Buches kam dann viel zu schnell, hier überschlagen sich die Ereignisse, die Zeitabstände zwischen den Kapiteln werden größer und man kommt gar nicht dazu alles wahrzunehmen was hier auf kleinem Raum geschildert wird. Große Ereignisse im Leben der Familien werden gar nicht so gewürdigt, wie sie es verdient hätten.

Ich habe wirklich lange überlegt wie ich diese Rezension angehen und welche Punktzahl ich fürs Buch verteilen soll. Die Handlung um Vlad ist für mich bei 4 Sternen anzusiedeln, die ulmer Geschichte und was damit zusammenhängt leider nur bei 2. Da auf diesem Teil der Schwerpunkt liegt und mir zudem die Kombination der beiden Geschichten nach wie vor über weite Strecken unpassend erscheint, komme ich leider nur bei 2,5 raus.

Fazit: es ist toll, wenn Autoren auch etwas unkonventionellere Wege gehen um sich historischen Persönlichkeiten zu näheren. Bei mir ist diese Idee allerdings nach hinten losgegangen, denn es hat mich völlig auf dem falschen Fuß erwischt, dass in einem Buch über Vlad so wenig Vlad drin war.

Kommentare

LizzyCurse kommentierte am 17. November 2014 um 17:59

Klasse Rezension, Fornika! Wenn es deinem Empfinden entspricht, sind 2,5 Sterne durchaus zu rechtfertigen =)

Fornika kommentierte am 18. November 2014 um 09:08

Dankeschön. Von mir gibt es halt nur ehrliche Meinungen ; )