Rezension

Die eigene Familiengeschichte des Autors

Der Apfelbaum - Christian Berkel

Der Apfelbaum
von Christian Berkel

Bewertet mit 4 Sternen

Über das schlimmste Kapitel der deutschen Geschichte, die Zeit des Nationalsozialismus, gibt es so viele Romane. Und mit dem vorliegenden tritt ein weiterer hinzu. Doch auch ihn zu lesen lohnt sich. Vielleicht liegt es daran, dass er aus der Feder des bekannten deutschen Schauspielers Christian Berkel stammt. Wer ihn kennt, hat gleich ein vertrautes Bild vom Erzähler vor Augen. Berkel hat für das Buch einige Jahre akribisch recherchiert, Archive und Originalschauplätze aufgesucht sowie lange Gespräche mit seiner zu der Zeit schon dementen Mutter geführt. Er erzählt, wie seine Mutter von den Nationalsozialisten wegen ihrer (halb)jüdischen Abstammung verfolgt wird und sie das aus Berlin wegführt mit Stationen in Madrid, Paris, einem Lager in den französischen Pyrenäen, Argentinien. Ähnlich dramatisch ist das Schicksal des Vaters, der als Arzt des Roten Kreuzes im Zweiten Weltkrieg dient und anschließend fünf Jahre in russische Kriegsgefangenschaft gerät, um dann endlich mit der Frau zusammenzukommen, die er schon als 17jähriger in den 30er Jahren geliebt hat. Überhaupt sind Berkels Vorfahren sind ungewöhnlich, teils schillernd. Seine Großeltern mütterlicherseits sind Anarchisten.
Berkels Motiv für dieses Buch war, seine eigene Identität zu hinterfragen, die im Alter von sechs Jahren ins Wanken geriet, als er von seiner Mutter erfuhr, „ein bisschen“ jüdisch zu sein. Resultat ist ein Beitrag für die nachfolgende Generation, die Vergangenheit besser zu verstehen.