Rezension

Die Wahrheit muss ans Licht kommen

Die sieben Monde des Maali Almeida -

Die sieben Monde des Maali Almeida
von Shehan Karunatilaka

Bewertet mit 3 Sternen

 

Im Mittelpunkt von Shehan Karunatilakas 2022 mit dem Booker Prize ausgezeichnetem Roman “Die sieben Monde des Maali Almeida“ steht der gleichnamige Kriegsfotograf und leidenschaftliche Glückspieler, der eines Tages im Jahr 1990 als Toter in einer chaotischen Zwischenwelt aufwacht, wo die Toten Schlange stehen, um sich registrieren zu lassen. Maali Almeida bleiben sieben Monde, d.h. sieben Tage, um herauszufinden, wer ihn getötet hat und warum. Danach gehen die Seelen ins Licht ein und vergessen die Vergangenheit. Maali hatte Feinde, nicht nur, weil er eine Beziehung mit Dilan Dharmendran, dem Sohn eines tamilischen Ministers hatte, sondern auch weil seine Fotos Zeugnis ablegen von grausamen Verbrechen, teilweise verübt oder geduldet von hochgestellten Persönlichkeiten. Maali Almeida will nicht nur den Mord an ihm selbst aufklären, sondern auch seine versteckten Fotos und Negative retten, damit die Wahrheit über die Bürgerkriege der 80er Jahre in Sri Lanka ans Licht kommen. Die aus Maalis Perspektive, aber in der zweiten Person erzählte Geschichte zeigt, wie Tamilen und Singhalesen und etliche politische Gruppierungen einander erbarmungslos bekämpfen, wie von der Regierung finanzierte Todesschwadronen ganze Dörfer auslöschen und was die in Gefängnissen und anderen Einrichtungen Inhaftierten erleiden. Auch die Einmischungen anderer Staaten, z.B. Indien oder USA kommen wiederholt zur Sprache. Der Autor erspart dem Leser keine grässlichen Details, beschreibt immer wieder das Aussehen der massenhaft herumliegenden Leichen, die spezielle Müllmänner im Krematorium verbrennen. Karunatilaka hat offensichtlich dasselbe Anliegen wie sein Protagonist: die Wahrheit muss ans Licht kommen. Wir dürfen angesichts solcher Verbrechen weder schweigen noch resignieren, müssen kämpfen, sonst ist keine Veränderung möglich.

Ich fand den ungewöhnlichen, sehr umfangreichen Roman schwer zu lesen – nicht nur, weil mir die Vorkenntnisse über die Geschichte Sri Lankas fehlen, sondern auch wegen der ungeheuren Personenvielfalt und der chaotischen Handlungselemente aus Vergangenheit und Gegenwart, in denen Geister, Dämonen und Teufel eine ebenso wichtige Rolle spielen wie die Lebenden. Gestört hat mich auch die Qualität der Übersetzung mit ihren zahlreichen grotesken Wortneuschöpfungen. Insgesamt bin ich etwas enttäuscht.