Rezension

Die wilden 60er

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen -

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen
von Teresa Simon

Bewertet mit 5 Sternen

Marie ist Anfang zwanzig und ihr größter Traum ist es, Reporterin zu werden. Ihre Eltern haben allerdings eine ganz andere Zukunft für sie im Sinn und können mit ihrem Wunsch so gar nichts anfangen. Aber Marie kämpft für ihren Traum. Ohne ihre Eltern zu informieren, nimmt sie ein Praktikum bei der relativ neuen Zeitung „Der Tag“ an. Und es beginnt der Wandel von Marie zu Malou.

Marie ist mir von Beginn an sympathisch. Allerdings ist sie zu Beginn noch sehr unsicher und mag sich noch nicht so richtig für ihren großen Traum einsetzen. Ihr Onkel Julius unterstützt und motiviert sie. Im weiteren Verlauf erleben wir eine ungeheure Entwicklung von der unsicheren Marie zu einer selbstbewussten und starken Frau.

Teresa Simon hat nicht nur Marie/Malou sehr lebendig und mit viel Herzblut dargestellt, auch alle anderen Charaktere sind sehr natürlich und realistisch ausgearbeitet. Ich habe mit ihnen mitgelitten, mich mit ihnen gefreut und getrauert. Auf die eine oder andere Person war ich hingegen nicht gut zu sprechen bzw. wütend. Meine Emotionen fuhren genauso Achterbahn wie Malous.

Die Autorin befleißigt sich eines fesselnden und mitreißenden Schreibstils. Es wirkt so leicht wie sie Fiktion und Realität zu einem ungeheuer unterhaltsamen Ganzen zusammengefügt hat, obwohl da sicher eine Menge Arbeit und Recherche drinsteckt. Und ihre Recherche ist wie immer top. Wir begegnen nicht nur bekannten Persönlichkeiten aus allen Bereichen der damaligen Zeit, auch politische und gesellschaftliche Ereignisse aus den Sechzigern geben den Zeitgeist wieder. Es war eine Zeit des Wandels; noch warf der Krieg teilweise seine Schatten, aber der Aufbruch und insbesondere die sich ändernde Position der Frauen in der Gesellschaft machten sich bemerkbar.

Als Kind der Fünfziger war der Roman für mich nicht nur eine großartige Unterhaltung mit viel Kopfkino sondern er katapultierte mich auch zurück in meine Kindheit und weckte viele Erinnerungen, wofür ich Teresa danke. Jetzt freue ich mich schon auf ein Wiedersehen mit Malou im zweiten Teil der Reihe.