Rezension

Willkommen bei der Münchner Zeitung "Der Tag" !

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen -

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen
von Teresa Simon

Bewertet mit 5 Sternen

München 1962 Marie ist Anfang zwanzig und studiert Pharmazie. Das ist der Wunsch ihres Vaters, der diesen Traum selbst nicht verwirklichen konnte.. Doch Maries Herz schlägt für die Welt der Nachrichten. Ihr Lebenstraum ist der Journalismus. Darüber kommt es zum Bruch mit den Eltern. Trotzdem erkämpft sich Malou, wie sie sich inzwischen nennt, Schritt für Schritt ihren Platz im Zeitungsverlag "Der Tag" und stellt fest, dass ihre Begabung in der Gesellschaftsberichterstattung liegt. Während es beruflich aufwärts geht, muss sie privat herbe Enttäuschungen verkraften.

Mein Urteil lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen. Ich bin restlos begeistert und warte sehnsüchtig auf den 2. Band !

Für mein Fazit gibt es mehrere Gründe. Da ist zum einen die Hauptperson Marie/Malou, die sympathisch und realistisch geschildert wird. Zwar möchte sie die geliebten Eltern nicht enttäuschen, sie will dennoch nicht auf ein eigenes erfülltes Leben verzichten. Diesen Zwiespalt kennt vermutlich fast jeder von uns. Hier wird er sehr einfühlsam geschildert. 

Was mir an Malou besonders gut gefallen hat, sie lässt sich nicht verbiegen, ist empathisch und sucht den Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Beeindruckend fand ich, wie sie ihrem Freund und Kollegen Freddy zur Seite steht. Ich glaube nicht, dass ich so mutig gewesen wäre. Malou zur Seite gestellt sind  ihre Freundin aus Kindertagen Roxy, die nach einer schlimmen Erfahrung ihr Glück findet und zahlreiche Zeitungskollegen. Zwei finde ich besonders erwähnenswert. Ihr Mentor und väterliche Freund , der Gesellschaftsreporter Barthoy, ist ein Gentleman alter Schule und man muss ihn wegen seiner charmanten Art einfach mögen. Sein absolutes Gegenteil ist der Gesellschaftsreporter Kühn - egoistisch, rücksichtslos und missgünstig. Für mich eine wahre Hassfigur.

Während es für Malou beruflich stetig voran geht, ist ihr Privatleben durch das Zerwürfnis mit ihren Eltern, einem Familiengeheimnis und einer eher problematischen Beziehung überschattet.

Eingebettet ist Malous bewegende Geschichte in den interessanten Alltag einer Zeitungsredaktion. Durch Malous Tätigkeit wird die schillernde Welt der Reichen und Schönen der frühen 60ziger Jahre für mich lebendig. Ich erfahre etwas über die Jugendjahre der Kessler-Zwillinge, treffe den charmanten Pierre Brice, den unvergessenen Winnetou-Darsteller, erlebe die zickige Soraya und viele andere mehr. Dieser Reigen aus mir bekannten und unbekannten Persönlichkeiten hat viele Erinnerungen bei mir geweckt und war dadurch für mich ein  wesentlicher Wohlfühlfaktor.

Die Mischung aus Malous Leben und tatsächlichen Ereignissen erzählt die Autorin auf eine angenehme , dem Leser zugeneigte lebendige Weise, dass ich manchmal das Gefühl hatte, sie würde neben mir sitzen und ich höre ihr zu.

Für mich war der Roman ein unvergleichliches Lesevergnügen.