Rezension

Doppelbürger

Die Anomalie -

Die Anomalie
von Hervé Le Tellier

Bewertet mit 4 Sternen

Im März gibt es auf einem Air France Flug von Paris nach New York heftige Turbulenzen als das Flugzeug durch eine massive Schlechtwetterzone fliegen muss. Doch die Landung glückt und alle sind froh, dass alles gut gegangen ist. Doch drei Monate später landet die selbe Maschine mit den selben Passagieren und Besatzungsmitgliedern noch einmal. Die amerikanische Bürokratie hat eine Antwort auf alles und so gibt es auch für eine unmögliche Situation einen Fahrplan. Das Flugzeug wird auf einen Militärflughafen umgeleitet und eine große Zahl von Wissenschaftlern, Beamten und Militärs wird zusammengerufen, um nach den besten Lösungen zu suchen.

 

Auf solch eine Idee muss man erstmal kommen. Es klingt wie Science Fiction, ein sich selbst verdoppelndes Flugzeug. Wie reagieren die Mensch im Flugzeug, die Offiziellen und die, welche drei Monate weitergelebt haben und die nun plötzlich zweimal da sind. Elf Personen von über zweihundert Doppelbürgern - wie unterschiedlich sind ihre Reaktionen? Und was geschieht, wenn die Sache von der Öffentlichkeit entdeckt wird? Kann das Unmögliche, wenn es einmal vorgekommen ist, etwa häufiger vorkommen? Zunächst jedoch sorgen sich, die Flugzeuginsassen, weshalb sie festgehalten werden, warum ihnen eigenartig sinnlose oder sinnvolle Fragen gestellt werden. Eine Anomalie, die viele Fragen aufwirft.

 

Auf das Gedankenspiel, das der Autor präsentiert, ist schon ungewöhnlich. Noch nicht einmal Zwillinge sind doppelt, auch wenn sie wohl das höchste Maß an Ähnlichkeit haben. Was also, wenn Menschen wirklich doppelt sind, sie tatsächlich ein Leben haben, dass plötzlich nicht mehr eins ist, sich nach diesem außergewöhnlichen Ereignis auseinander entwickelt? Humorvoll, ironisch, ernst, mitunter zynisch und manchmal auch philosophisch geht der Autor diese Fragen an. Man folgt ihm gerne in diesem von Camil Jammal berührend vorgetragenen Hörbuch. Ob man jede Entwicklung so gewählt hätte? Vielleicht nicht, doch dieses Experiment, die Gedanken anzuregen, ist unbedingt gelungen. Ist das Interesse nach dem Lesen des Klappentextes geweckt, kann es in jedem Fall angebracht sein, dem Impuls zu folgen.