Rezension

Doppelter Flugzeugabsturz

Die Anomalie -

Die Anomalie
von Hervé Le Tellier

Bewertet mit 4 Sternen

Flug Air France 006 war am 21.März 2021 von Paris nach New York unterwegs. Plötzlich gerät das Flugzeug in ein Unwetter und verliert den Kontakt zum Tower. Nach sehr schwierigen Bedingungen landet der Kapitän seine Maschine schwer beschädigt auf dem Boden. Die Passagiere sind traumatisiert und kehren in ihr gewohntes Leben zurück.

Einige von ihnen begleitet der Autor und stellt sie uns näher vor. So weit, so gut. Verrückt wird die Geschichte, als im Juni eine weitere Maschine mit der selben Flugnummer und den gleichen Passagieren noch einmal landet. Unter großen Sicherheitsmaßnahmen werden die Menschen abgeschirmt untersucht. Es stellt sich heraus, dass sie die gleiche DNA und die gleichen Erinnerungen aufweisen, wie die drei Monate zuvor gelandeten. Da ist zum Beispiel David, dem kurz nach der ersten Landung ein sehr aggressiver Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde und der zur Zeit der zweiten Landung im Sterben liegt. Nun gibt es ihn nochmal. Ist das eine Freude für seine Frau, die schwere Zeiten durchgestanden hat und der nun alles noch einmal bevor steht?

Auch die anderen Fluggäste brechen nach drei Monaten in ihr Leben ein, das für die zuerst gelandeten ja weitergegangen war. Das liest sich sehr spannend. Wissenschaftler und Religionsführer werden zu Konferenzen zusammengerufen um herauszufinden, wie so etwas möglich ist. Das liest sich sehr humorvoll.

Der französische Schriftsteller Hervè le Tellier (*21.4.1957) hat in einer gut lesbaren, literarischen Sprache eine irre Dystopie geschrieben, die alles enthält: Verwirrung, Witz, Leidenschaft, Religion, Überraschungen, kriminelle Aspekte. Er stellt viele Fragen in den Raum. Wo und wovon soll der Klon leben? Muss nun alles, auch die spätere Rente, durch zwei geteilt werden? Die Phantasie des Autors ist grenzenlos! Mich hat das Buch beeindruckt und ich habe es auch wegen den vielen nachdenkenswerten Aspekten sehr gern gelesen.