Rezension

Drachenepos Teil Zwei

Das Heer des Weißen Drachen - Anthony Ryan

Das Heer des Weißen Drachen
von Anthony Ryan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das vielschichtige Drachenepos geht in seine zweite Runde und fast alle Protagonisten sind wieder mit an Bord. Wie es aussieht, plant der weiße Drache das Ende der Menschenzeit einzuläuten. Davon konnte man sich bereits zum Ende des 1. Bandes in der Schlacht bei Kerberhafen überzeugen.

Wieder sind die Erzählplätze über die ganze Welt verstreut, so dass man als Leser einen wesentlich besseren Überblick über die Geschehnisse hat, als die Figuren dieser Welt. Lizanne, Arberus, Hilemore und Clay sind in geheimen Missionen unterwegs. Clay und Hilemore bleiben auf dem Wasser und segeln ins ewige Eis auf der Suche nach einer Offenbarung gegen die Macht des Weißen. Lizanne bleibt ihrer Agentenrolle zum Anschein treu und versucht den Tüftler aufzuspüren, dazu muss sie in die sagenumwobene, hinterhältige, tödliche Gefängnisstadt des Kaisers, nach Scorazin. Und das so gut wie ohne einen Tropfen Drachenblut. Durch die Augen einer von der Nebenrolle in den Mittelpunkt gerückten Figur sehen wir mitten im Heer der Verderbten dem Weißen bei der Aufzucht seiner Brut und der Eroberung der Welt zu.

Anthony Ryans Erzählstil bleibt aufwendig und anspruchsvoll. Es ist kein Dahingleiten in einer geschmeidigen bunten Fantasywelt, sondern mehr ein anstrengender Marsch durch vermintes Gebiet vieler verschiedener Mächte und Rivalitäten. Wieder hat es mich etwas Zeit gekostet, mich in diese schwierige Welt einzulesen, die am Vorabend einer Drachenapokalypse steht, von der außer Lizanne, Clay und Co am liebsten jeder andere die Augen verschließen möchte. Die Figuren haben Potential, entwickeln sich auf ihren Reisen weiter und werden immer vielschichtiger. Sie wachsen einem ans Herz, obwohl sich mit ihren Aufgaben in ihnen auch eine gewisse Kaltherzigkeit ausbreitet. Für Spannung bleibt gesorgt, denn zusätzlich zu den Fragen aus Band 1 kommen auf diesen knapp 700 Seiten noch neue hinzu sowie einige überraschende Entdeckungen, die das ewige Eis bereit hält.

Dieser zweite Band steht ganz im Zeichen einer bevorstehenden alles entscheidenden Schlacht, die uns Ryan dann wohl in Band Drei erzählen wird und vor der mir jetzt schon graut, denn dem im Rudel jagenden Drachenheer und der telepathisch miteinander verbundenen überstarken Verderbtenarmee haben die einfachen Menschen selbst mit ihrer Technik nur wenig entgegen zusetzen.