Rezension

Dritter Fall für die Fallanalytiker Grall und Wyler

Rache, auf ewig - Lars Schütz

Rache, auf ewig
von Lars Schütz

Bewertet mit 5 Sternen

Nach ihrer Suspendierung vom LKA haben Jan Grall und Rabea Wyler sich mit einer Agentur für Fallanalyse selbständig gemacht. Da weder die Agentur noch ihrer beider Leben so richtig rund laufen, nimmt Rabea irgendwann einen DHL-Shop mit auf, damit Geld hereinkommt. Gerade als Jan wieder mit seiner Geliebten Anita, einer BKA-Beamtin, anbandelt, muss diese nach Sylt, wo die grausam zu Tode gekommene Leiche eines Großindustriellen gefunden wurde. Als Anita entführt und Jan vom BKA hinzugezogen wird, stecken Rabea und er plötzlich mitten in einem neuen Fall, der noch viele weitere Schrecken für die beiden bereithält und bei dem der Täter ihnen immer einen Schritt voraus ist... Sehr spannender und auch sehr blutiger Thriller um die beiden Fallanalytiker Grall und Wyler, der kaum Zeit zum Durchatmen lässt. Der Prolog beginnt schon mit einem Paukenschlag und zeigt, wes Geistes Kind der Täter ist, auch wenn das Geschehen um Grall und Wyler anfangs eher gemächlich in Gang kommt und die beiden erst später in den Fall eingebunden werden. Natürlich erhält das Ganze eine sehr persönliche Note durch das emotionale Verhältnis Gralls zur Ermittlerin, aber auch und vor allem durch die hervorragenden Beschreibungen aus der Perspektive des Täters und seiner Motive. Der Autor versteht es sehr gut, tiefe Einblicke in die verschiedenen, teilweise sehr gestörten Psychen seiner Protagonisten zu geben und spart auch nicht an zahlreichen Details zu Folter-und Tötungsmethoden. Er erweckt einen Serienkiller zum Leben, der einem Angst einjagt. Seine Figuren sind dabei aber bei Weitem nicht einseitig oder simpel gestrickt, sondern vielschichtig konstruiert, und ihre Handlungen und Motive sehr gut nachvollziehbar. Für mich war von allen Figuren Jan Grall der interessanteste Charakter. Durch seine Hypersensibilität kann er Vieles erspüren, was anderen verborgen bleibt, und er kann sich einfach unglaublich gut in andere Menschen und vor allem in Täter hineinversetzen. Mit seinen Vermutungen und Analysen liegt er immer richtig und er lässt nicht eher locker, bis er jedes Detail hervorgekramt und geprüft hat. Sein berufliches Fach finde ich per se schon spannend, seine Vorgehensweise jedoch ist, wenn auch oft unorthodox, geradezu unheimlich effektiv. Rabea fällt zunächst einmal durch unkontrollierte Aggressionen auf, sie ist schwer traumatisiert aus den vorgerigen Fällen hervorgegangen und in meinen Augen nicht mehr fähig, diesen Beruf auszuüben. Durch ihre Unbedachtheit kommen außerdem beide in Lebensgefahr, was freilich auch der Intelligenz des Täters geschuldet ist. Dennoch trägt auch sie mit Hartnäcktigkeit und Mut zur Lösung des Falles bei und ist durchaus eine Sympathieträgerin. Außerdem ist der Charakter des Täter sehr gut dargestellt, seine Motivation und seine akribische und methodische Vorbereitung zeugen von großer Intelligenz, was man fast schon bewundern muss. Die ganze Zeit über ist er den Ermittlern mehr als einen Schritt voraus, und es ist allein Jan Gralls analytischen Fähigkeiten geschuldet, dass es schließlich zum großen Showdown kommt, bei dem Täter, Opfer und Ermittler aufeinandertreffen. Fazit: Sehr blutiger und spannender Thriller und dritter Fall für Grall und Wales, der nichts für Zartbesaitete ist. Die Geschichte verweist oft auf die vorherigen Fälle der beiden, diese spielen vor allem bei der traumatisierten Wyler eine große Rolle und erklären ihre Handlungen. Doch auch wenn man die Vorgängerbände nicht kennt, lässt sich diese Geschichte sehr gut herunterlesen, was vor allem an dem packenden Erzähstil und den Ermittlungsmethoden der Fallanalytiker liegt. Ein Pageteurner und für Thriller-Fans ein absolutes Muss!