Rezension

Düstere, dystopische Welt mit kleinen Mankos

Der dunkle Schwarm -

Der dunkle Schwarm
von Marie Grasshoff

Bewertet mit 4 Sternen

eine dunkle, faszinierend konstruierte Welt und eine Protagonistin, die an die Grenzen ihrer Fähigkeiten gehen muss

Mit der "Neon"-Reihe hatte mich Marie Graßhoff total abgeholt und in mir einen treuen Fan gefunden, denn wenn mir mal was gefällt, dann bleibe ich dabei. Logisch also, dass ich dieses Buch lesen musste. Für mich kann es an den "Wow"-Effekt der "Neon"-Reihe allerdings nicht ganz anknüpfen.

Zum Inhalt: Wir schreiben das Jahr 2100, Städte sind zu Betonwäldern gewachsen, die so hoch aufragen, dass die Menschen am Boden den Himmel nicht mehr sehen. Es gibt ein Klassensystem, aus dem ein Entkommen kaum mehr möglich ist. Die Menschen habe ihre Gehirne über Implantate vernetzt, die ihnen Kommunikation und Wissensaustausch ermöglichen. Atlas lebt ein unscheinbares Leben als Programmiererin, doch nachts handelt sie mit Informationen. Bis sie einen Auftragt annimmt, der alles überschreitet, was sie sich vorstellen kann und Atlas an ihre Grenzen treibt. 

Das Cover ist düster und wirkt in Kombination mit dem Titel fast schon bedrohlich, was fantastisch zur geschaffenen dystopischen Welt und der Handlung passt. Das Worldbuilding in diesem Buch ist wirklich große Klasse, ich bin immer wieder erstaunt und beeindruckt, was Marie da erschafft. Ich hatte Atlas Welt unmittelbar vor Augen, was ehrlich gesagt ein erschreckendes Bild war. Aber schon allein dafür lohnt es sich, mal in das Buch rein zu lesen.

Im Zentrum der Geschichte stehen Atlas, deren Implantat irgendwie anders funktioniert als das der übrigen Menschen und ihr Android und Begleiter Julien. Besonders die Dynamik zwischen den beiden ist ganz besonders, denn Julien ist nicht einfach eine Maschine für Atlas. Das Duo war mir auf Anhieb sympathisch, auch wenn Atlas zu Anfang sich unnahbar und unscheinbar gibt. Der Leser erfährt im Verlauf der Story immer mehr über die ungewöhnliche Beziehung der beiden, was toll herausgearbeitet ist.

Marie schreibt immer sehr bildhaft und detailliert, sodass ich mich gut in die Geschichte und die Handlungsorte fallen lassen konnte und mich von der Handlung habe mitreißen lassen. Diese ist ab Seite 1 schon sehr interessant und wird zunehmend spannender, um in ein großes Finale zu gipfeln. Die Geschichte legt ein ziemliches Tempo vor, sodass man als Leser aufpassen muss, um nicht den Anschluss zu verlieren.

An einigen Stellen musste ich beim Lesen kurz innehalten um zu reflektieren, was ich da gerade gelesen hatte, da mir bestimmte Zusammenhänge/Erkenntnisse/Vorgehensweisen nicht immer ganz schlüssig erschienen. Das ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass viel Handlung und viele verschiedene Themen in diesem Buch verarbeitet wurden. Auch die Nebencharaktere bleiben das gesamte Buch über sehr blass, obwohl einige von ihnen durchaus Potential zu mehr gehabt hätten.

Mir gefällt, dass das Buch aufgrund der angesprochenen Themen eine gewisse Brisanz und Aktualität hat, gerade im Bereich Sci-Fi/Dystopie ist mir sowas wichtig. 

Das Buch hat mich wahnsinnig gut unterhalten und mich um den Schlaf gebracht. Ich musste einfach wissen, wie es ausgeht. Ich bin mir nicht sicher, ob es einen zweiten Band geben wird, die Geschichte hätte auf jeden Fall noch Potential und zumindest für mich sind einige Fragen ungeklärt geblieben.

Für Fans von Marie Graßhoff eine klare Empfehlung, aber auch für all jene, die Dystopien mögen!