Rezension

Ein Blick in die Schattenwelt

Als die schwarzen Feen kamen - Anika Beer

Als die schwarzen Feen kamen
von Anika Beer

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Marie hat sich als Kind zusammen mit ihrem Vater eine Fantasiewelt ausgedacht: die Obsidianstadt. Doch Maries Vater ist tot und jeder Gedanke an die Obsidianstadt schmerzt. So hat Marie im Lauf der Jahre diese Fantasiewelt lieber vergessen. Dies hat schlimme Folgen. Die Menschen dort verblassen immer mehr. Die schwarzen Feen gewinnen an Macht.

In der Realität hat die 15-jährige Marie mit den alltäglichen Problemen eines Teenagers zu kämpfen: zickige Freundinnen, erste Verliebtheit, ab und zu Stress mit der Mutter. Das wirkt alles sehr normal, doch bei Marie kommen noch Anfälle hinzu, die sie nicht im Griff hat. Doch bei ihrem Psychologen Dr. Roth fühlt sie sich gut aufgehoben.

Ihre Welt gerät aus den Fugen, als Gabriel sie anspricht. Er hat eine ganz besondere Gabe, er kann nämlich Wesen in den Schatten der Menschen sehen, und er erkennt, dass Marie von den schwarzen Feen in ihrem Schatten verfolgt und bedroht wird. Denn sie haben einen Weg von der Fantasiewelt in die Wirklichkeit gefunden. Marie und Gabriel müssen eine Möglichkeit finden, um sie aufzuhalten.

Meine Meinung:
In ihrem Debütroman hat die Autorin Anika Beer viel Sinn für Fantasie bewiesen, ohne die Realität aus den Augen zu verlieren. Die diesem Jugendbuch zugrunde liegende Idee hat mir sehr gut gefallen. Unsere wirkliche Welt und die parallele Schattenwelt sind ganz wunderbar miteinander verwoben. Allerdings hätte ich mir noch mehr Informationen über die Obsidianstadt gewünscht. Die Erklärungen dazu und die Beschreibungen waren mir ein bisschen zu knapp.

Die Geschichte wird mal aus Maries Sicht, dann wieder aus Gabriels Sicht erzählt, aber nicht in der Ich-Form, sondern in der 3. Person. Dadurch werden die Geschehnisse von verschiedenen Seiten beleuchtet, was ich ganz gut finde. Zwischendurch gibt es immer wieder Kapitel, die die Handlung in der Parallelwelt beschreiben.

Die Protagonisten Marie und Gabriel sind mir beide schnell ans Herz gewachsen. Sie werden sehr authentisch beschrieben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie hier in der Nachbarschaft leben. Jeder von ihnen hat eine traurige Vorgeschichte. Dadurch und durch die bösen Absichten der schwarzen Feen ist die Stimmung eigentlich im ganzen Buch relativ düster und bedrückend.

Gabriel ist durch seine Gabe mit den Schattenwesen ziemlich vertraut, für ihn ändert sich nicht so viel. Doch Marie macht eine enorme Entwicklung durch, die aber recht glaubhaft dargestellt wird. Sie ist anfangs sehr unsicher und zurückhaltend und fühlt sich im Schatten ihrer Freundin Theresa wohl. Doch muss sie im Lauf der Geschichte immer mehr lernen, ihren eigenen Weg zu gehen. Dabei entwickelt sie eine ungeahnte innere Stärke. Gabriel steht ihr aber zur Seite. Es war schön mit anzusehen, wie sich zwischen den beiden langsam das Vertrauen einstellt. Nach und nach kommen sie sich immer näher und der anfängliche Respekt geht in eine zarte Zuneigung über. Ich habe das sehr gern gelesen, weil es sich so wohltuend von den zur Zeit gängigen Jugendfantasyromanen abhebt, in denen die Protagonistin einen überirdisch schönen Jüngling von morgens bis abends anhimmelt. Die Liebesgeschichte läuft hier aber mehr im Hintergrund. Vordergründig geht es darum, die schwarzen Feen zu besiegen, und das ist eine recht spannende Angelegenheit, obwohl es nicht viele überraschende Wendungen gibt.

Fazit:
Ein gelungenes Debüt einer deutschen Autorin, das Jugendlichen gefallen wird, aber auch Erwachsene gut unterhalten kann.