Rezension

Noch lange nach der letzte Seite, dachte ich über Gabriel und Marie nach.

Als die schwarzen Feen kamen - Anika Beer

Als die schwarzen Feen kamen
von Anika Beer

Bewertet mit 5 Sternen

Marie: Ein normales Mädchen, mit Freundinnen. Ein Mädchen, das nicht ahnt, dass sie in Gefahr schwebt. Und nicht nur das: Die schwarzen Feen kommen.

Gabriel: Ein mysteriöser Junge, der Dinge sieht, die niemand sonst wahrnimmt. Schatten, Kreaturen, Angst.

Als Gabriel das Mädchen Marie sieht, wird ihm schnell klar, dass sie keinen normalen Schatten hat. Eine eigenartige Schwärze flackert hinter ihr auf. Doch die Grenze ist nur scheinbar in Takt und das normale Leben in Gefahr...

Was ich erwartete war: Eine Geschichte über ein junges Mädchen. Vielleicht eine kleine Liebesgeschichte. Etwas, was mit Schatten zu tun hat, denn seit "Peter Schlemihls wundersame Geschichte" sind Schatten mir suspekt und für mich ein Karant für eine gute Geschichte.

Was ich bekam: Eine Geschichte, die mich bewegt, verzaubert, die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit vermischt.

Wenn es eine Grenze zwischen zwei Welten gibt, hat man schon oft versucht sie darzustellen. Das Jenseits, der Himmel. Es gab Himmelsboten auf Erden, der Teufel mischte sich ein, wir gingen durch einen Schrank nach Narnia. Aber was passiert, wenn unsere Schatten, mit denen wir jeden Tag herumlaufen, das Tor sind? Wenn sie das Böse hineinlassen?

Marie ist mir von Anfang an sympathisch, ist sie die Antiheldin: Schlaksig, Kapuzenpulli, findet sich nicht schön und ist auch mal gerne allein. Schnell merkt man, dass es ihr nicht besonders gut geht, dass ihre Vergangenheit nicht immer rosig war.

Man bildet sich ein Urteil, geht mit Marie ihren Weg und denkt: Denkt sie sich das alles nur aus? Ist die Lösung vielleicht viel einfacher? Ich kann nicht sehr viel verraten, weil ich euch den Lesespaß nicht nehmen will. Aber manchmal hatte ich nicht das Gefühl, in einer Jugendbuch/Fantasygeschichte zu stecken, sondern in etwas Größerem. Vielleicht in einer menschlischeren Geschichte, die auch ohne Fantasy auskommen würde.

Gabriel ist der Retter in einer Rüstung, die von Anfang an zu groß ist. Er kann sie nicht ausfüllen, ist eher introvertiert durch sein Geheimnis. Aber ein netter Charakter, der auch mal das Falsche sagt, weil er nicht nachdenkt.

Nur an einigen Stellen kommen mir Dinge unlogisch vor. Wenn sich niemand um Marie zu kümmern scheint, keine Behörde, niemand anderes, als sie so allein ist. Aber da schaue ich drüber hinweg, denn bis zur letzten Seite hält das Soggefühl mich auf der Linie zwischen HIER und DRÜBEN. Gibt es dieses Drüben? Kann ich Marie vertrauen oder ist es nur ihr Gefühl, ihre Vergangenheit, die sie bedrückt?