Rezension

Ein ernstes Thema mit viel Humor gepaart

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens - Sebastian Niedlich

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens
von Sebastian Niedlich

Bewertet mit 4 Sternen

Diese Rezension erschien ursprünglich auf kopf.kino

// Was passiert //

“Meine Gabe, den Tod anderer Leute voraussehen zu können, hat schon was. Gibt ein prima Partyspiel. ‘Hey, ich sage euch, wer als Nächstes stirbt!’ Spaß für die ganze Familie!”
Freunde sind etwas Wunderbares. Und manchmal findet man sie an den ungewöhnlichsten Orten. Martin hätte allerdings darauf verzichten können, am Sterbebett seiner Großmutter die Bekanntschaft des leibhaftigen Todes zu machen. Dieser hat sich eingefunden, um die Seele der alten Dame sicher ins Jenseits zu befördern – und ist begeistert, dass ihn endlich jemand sehen und hören kann. Für ihn steht fest: Martin und er sind dazu bestimmt, beste Freunde zu werden. Schließlich ist er ein echt netter Typ! Und hey: Niemand kann so glaubhaft versichern, dass man weder an Langeweile, noch an einem gebrochenen Herzen sterben kann… Im Laufe der Zeit gewöhnt Martin sich daran, dass der Leibhaftige stets bei ihm auftaucht, wenn er es am wenigsten gebrauchen kann. Doch als er eine ganz besondere Frau kennenlernt, muss er sich eine entscheidende Frage stellen: Macht es überhaupt Sinn zu leben, zu lieben und nach dem Glück zu suchen, wenn am Ende doch immer der Tod wartet?

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// Was ich denke //

Ich habe bereits vor ein paar Monaten von Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens gelesen und das Buch landete sofort auf meinem Wunschzettel. Es klang einfach zu gut, um es nicht zu kaufen. Und tatsächlich konnte es mich von der ersten Seite an in seine Bann ziehen…
Die Geschichte beginnt am Tag des Todes von Martins Oma, denn da trifft er im Krankenhaus das erste Mal auf den Tod. Was darauf folgt sind viele Jahre, in denen die beiden zu immer besseren Freunden werden. Am Anfang kann Tod nicht so richtig etwas mit dem Jungen anfangen, zu groß ist einfach der Altersunterschied und damit auch die Interessen… mit einem siebenjährigen kann man einfach noch keine tiefphilosophischen Gespräche führen. Dafür aber Schach spielen; das wird zu einem festen Ritual bei ihren gemeinsamen Treffen. Denn Tod platzt immer wieder in Martins Leben, vorzugsweise in sehr unpassenden Momenten, z.B. wenn der Junge gerade dabei ist, seine Jungfräulichkeit zu verlieren ;)

Im Verlauf der Geschichte begleitet man Martin dabei, wie er langsam erwachsen wird: die erste große Liebe, sein geliebter Nebenjob als Rettungsschwimmer, Wehrdienst, Heirat und Kinder. Okay, zugegeben, es passiert an sich nicht richtig viel, Martin führt ein ganz normales Leben. Unterbrochen wird dieses allerdings immer wieder von seinem besten Freund. Auch wenn es ein wenig merkwürdig erscheint, es hat schon seine Vorteile, mit dem leibhaftigen Tod befreundet zu sein. Immerhin kann dieser dich und sich selbst in jedmöglichen Ort der Welt beamen, was schon recht cool ist. Daher steht auch immer noch Martins Schreibtischstuhl irgendwo am Strand auf den Azoren.
Mit der Zeit merkt Martin allerdings, dass er einige ‘Talente’ des Todes zu übernehmend scheint. Was diesen wiederum davon überzeugt, dass sein bester Freund auch sein Nachfolger sein wird, wovon Martin aber nicht hören oder wissen will. Auch nicht, als er merkt, dass er vorhersehen kann, wann und wie seine Mitmenschen sterben. Viel mehr sieht er diese Gabe als Herausforderung an, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen – was für viel Zündstoff sorgt. Martin will einfach nicht einsehen, dass ein Sinn hinter dem Lauf des Lebens steht, während Tod immer wieder versucht, ihn von irgendwelchen Dummheiten abzuhalten. Nein, es ist keine durchgehend harmonische Beziehung.

Ich habe Martin und den Herren Tod sehr schnell ins Herz geschlossen. Dank eines sehr lockeren Schreibstils, der gerne auch mal sarkastisch ist, ließ sich das Buch regelrecht wegschmökern und hat mich dabei sehr unterhalten. Ich konnte mich sowohl mit Martin als auch mit dem Tod identifizieren bzw. ihre Gedanken und Beweggründe nachvollziehen. Im Grunde stand ich die meiste Zeit zwischen den Stühlen, denn gerade was das Ableben von Menschen angeht, haben die beiden einfach sehr unterschiedliche Ansichten, wobei beide komplett nachvollziehbar sind.

 

// Schlusswort //

Der Tod und andere Höhepunkte meines Lebens von Sebastian Niedlich ist ein sehr amüsanter Roman, der einen lachen lässt, aber auch zum Nachdenken anregt. Es geht nicht nur um die Freundschaft zwischen einem Menschen und dem Leibhaftigen, sondern auch um das Thema Vergänglichkeit und ob man etwas dagegen tun kann.