Rezension

Ein ganz außergewöhnliches Mädchen

Weit weg von Verona
von Jane Gardam

Bewertet mit 4 Sternen

"Weit weg von Verona" spielt dieser Roman in der Tat. Auch sonst hat er wenig mit den Shakespear'schen Gefilden zu tun, außer dass Protagonistin Jessica es während des ganzen Buches nicht schafft, "Romeo und Julia" durchzulesen. Jessica ist eine Leseratte, eine (hoffentlich) angehende Schriftstellerin und in gewisser Weise auch ein Sonderling. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und ist immer für einen impulsiven Gefühlsausbruch gut. Ständig kommen ihr teilweise recht unvernünftige Ideen, aber bevor sie sich stoppen kann, ist sie oft schon mitten im Fettnapf gelandet. Wie sie dies selbst reflektiert ist wirklich das Highlight dieses Romans, ebenso die schönen Beschreibungen und die Atmosphäre der Geschichte. In gewisser Art wirkt er ein wenig aus der Zeit gefallen, so als wäre er von einer Schriftstellerin vor 50 Jahren geschrieben worden. Diesen Stil finde ich allerdings wirklich gut, nachdem ich die Old Filth-Reihe von Jane Gardam leider gar nicht mochte. Durch die genaue Beschreibung und "Verehrung" der Lehrerinnen Jessicas kommt auch ein wenig "Hanni und Nanni"-Feeling auf.
Obwohl ich das Buch schwer aus der Hand legen konnte, bleibe ich doch etwas ratlos zurück. Es hat mir in vielen Dingen gut gefallen, auf der anderen Seite hat Jessica mich jedoch wirklich oft irritiert. Manche Szenen waren einfach...merkwürdig und haben sich mir auch im Nachhinein nicht erschlossen. Diese leichte Verwirrung begleitete mich an vielen Stellen der Lektüre und hält mich davon ab, das Buch uneingeschränkt zu loben. (3,5 -) 4 Sterne möchte ich jedoch in jedem Fall vergeben und bin gespannt, ob Jane Gardam nun in diesem Genre weiterschreiben wird.