Rezension

Ein gelungener Psychothriller

Du darfst nicht sterben -

Du darfst nicht sterben
von Andrea Nagele

Bewertet mit 5 Sternen

Lili und Anne, Zwillingsschwestern mit höchst unterschiedlichen Charaktereigenschaften, lernen im Urlaub den charismatischen Paul kennen. Beide fühlen sich zu ihm hingezogen. Er erwählt Lili, die etwas ruhigere, besonnenere Schwester, um mit ihr eine Beziehung zu beginnen.

 

Wieder im Alltag angekommen, benimmt sich Paul dominant, übergriffig und manipulativ. Lili scheint das anfangs gar nicht so zu stören. Endlich hat sie ihrer Schwester etwas Voraus! Deswegen kann sie Annes Warnungen vor der dunklen Seites Pauls nicht annehmen. Als die gemeinsamen Eltern kurz hintereinander plötzlich sterben und ein Fremder in Paul seinen Jugendfreund David zu erkennen glaubt, beginnt für Lili und Anne ein wahrer Albtraum, der für Lili beinahe tödlich endet.

 

Meine Meinung:

 

Andrea Nagele, im Brotberuf Psychotherapeutin, ist wieder ein exzellenter Thriller gelungen. Der Albtraum, in dem die Zwillingsschwestern gefangen sind, wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Besonders dramatisch lesen sich die beiden Wochen, in denen Lili, nach einem Mordanschlag Pauls, im Koma liegt. Hier zeigt sich die beeindruckende Recherche der Autorin bei Medizinerkollegen sowie ihre Erfahrungen aus der eigenen Praxis.

 

Die Charaktere der Protagonisten sind wieder erstklassig herausgearbeitet.

Das alte Sprichwort, dass Liebe blind macht, scheint hier auf Lili zuzutreffen. Sie verteidigt Paul gegen ihre Mutter und Schwester. Ja, sie nimmt jedes Mal, wenn Paul sich danebenbenimmt, die „Schuld“ auf sich. Hin und wieder regt sich ein kleines Pflänzchen Argwohn und als sie dem nachgeht, geht der Terror erst richtig los, der dann mehrere Jahre dauert.

 

Der Leser erfährt von Pauls Vergangenheit als David, doch so richtig Mitleid oder Verständnis für seine Taten lassen sich nicht aufbringen.

 

Eine wichtige Rolle in diesem Thriller spielt Hanna, die fünfjährige Tochter von Lili. Mit ihr sind die Zwillingsschwestern (wieder einmal) auf der Flucht vor Paul, als der spitz bekommt, wer Hanna ist. Kinder in den Mittelpunkt solcher Thriller zu stellen, ist immer wieder eine Gratwanderung, der hier ausgezeichnet gelungen.

 

Fazit:

 

Ein gelungener Thriller, der einem die Haare zu Berge stehen lässt. Als Gut-Nacht-Geschichte nur bedingt geeignet, da Albträume vorprogrammiert sind. Für diese Geschichte gebühren 5 Sterne und eine Leseempfehlung.