Rezension

Ein hartes Leben

Ein ganzes Leben
von Robert Seethaler

Bewertet mit 5 Sternen

„...Nachdem er im Sommer neunzehnhundertzwei als kleiner Bub von einem Pferdewagen gehoben wurde, der ihn aus der Stadt weit jenseits der Berge hergebracht hatte, stand er einfach nur da und staunte mit großen Augen zu den weiß schimmernden Berggipfeln hinauf...“

 

Es sind die ersten Erinnerungen, die Andreas Egger hat.

Der Autor hat eine leise, aber beeindruckende Biografie geschrieben. Das Leben seines Helden verläuft meist im Schatten. Trotzdem spiegelt es wichtige Stationen der gesellschaftlichen Entwicklung wider.

Der Schriftstil ist gekonnt ausgearbeitet. Er verbindet ein privates Leben mit gesellschaftlichen Ereignissen, so weit sie das Leben des Protagonisten tangieren, und mit den Besonderheiten der Bergwelt und ihrer Bewohner.

Aufgewachsen auf einem Bauernhof, wo er mehr Knecht als Kind war, entwickelt sich Andreas zu einem kräftigen jungen Mann. Nach seiner Volljährigkeit lebt er zurückgezogen, ist sich aber für keine Arbeit zu schade.

Als er eine junge Frau kennenlernt und mit ihr ein gemeinsames Leben plant, bewirbt er sich bei ei/eenr Firma, die Seilbahnen ins Gebirge baut.

 

„In seinem Herzen spürte er ein eigenartiges Gefühl der Weite und des Stolzes. Er fühlte sich als Teil von etwas Großem...“...

 

Ein Lawinenunglück gibt dem Leben eine neue Wende. Der Protagonist erlebt den Zweiten Weltkrieg in Russland und verharrt dort einige Jahre in Gefangenschaft. Man liest kaum Klagen von ihm. Er nimmt das Leben, wie es kommt und genießt kurze Momente des Glücks in der Natur.

 

„...Er hinterfragte nichts. Er führte Befehle aus, das war alles. Im Übrigen war er der Meinung, dass es ihn weit schlimmer hätte treffen können...“

 

Nach der Heimkehr beginnt er von vorn. Wieder weist er keine Arbeit ab, bis er sein Talent als Touristenführer erkennt. Er lebt ziemlich spartanisch.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.