Rezension

Ein Regionalkrimi mit Spannung und Humor. Einfach köstlich.

Das Schlossgespinst - Hans-Henner Hess

Das Schlossgespinst
von Hans-Henner Hess

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Rechtsanwalt Fickel ist karrieremäßig keine bedeutende Person. Mit dem Mord an Frau Elfriede Langguth, der ehemaligen Bürgermeisterin, in dem kleinen Städtchen Meiningen gerät Herr Fickel in einen Strudel spannender Ereignisse, in dem er sich mittreiben lässt und trotzdem mit heiler Haut davonkommt.  Herr Fickels Exfrau, die Oberstaatsanwältin und sein komplettes Gegenteil, mischt ordentlich in der Handlung mit und sorgt für manche Lacher.

Meinung:

Ein Regionalkrimi von köstlichstem Humor! Das Cover und der Titel wollen nicht so recht zur kriminalen Handlung passen, aber dem Lesespaß tut es keinen Abbruch. Die Geschichte besitzt eine gut durchdachte Handlung und wird von sprachlicher und inhaltlicher Kreativität (z.B. Herr Fickel beim Maskenball), unterhaltsamem Humor und reichem Hintergrundwissen (zahlreiche Anspielungen auf die DDR) solide gestützt.

Das Buch hatte mich von der ersten Seite an fest im Griff. Denn die Handlung wird gepackt erzählt und ich musste alle paar Minuten lachen. Der sprachliche Humor und die konstruierten Witze kamen flüssig und natürlich rüber, so dass ich mich an keiner Stelle gelangweilt habe.

Trotz des Krimi-Genres bin ich angenehm angetan, dass die Morde bzw. die Toten nicht zu blutig und brutal dargestellt werden. Zwar gibt es auch unappetitliche Szenen, die jedoch mehr witzig als eklig waren (dem Autor sei Dank!).

Das Ende ist für mich total überraschend gewesen. Denn der Leser wird einige Zeit durch die vielen Verdächtigen und dem Verlauf der Ermittlungen an der Nase herumgeführt. Doch die Auflösung des Falls erscheint logisch und stellt den Leser zufrieden.

Die Charaktere habe ich nun allesamt ins Herz geschlossen. Alle haben so ihre Macken und Schwachstellen, dennoch kommen sie sympathisch rüber und vor allem menschlich. Bei dem Hund Erich, Herr Fickel, Kommissar Recknagel und Frau Gundelwein habe ich mich wohlgefühlt. Gerne begegne ich ihnen in einem anderen Abenteuer.

Gelungen fand ich die zahlreichen Fussnoten, an die ich mich zwar erst gewöhnen musste - denn ich lese hier ja kein Sachbuch (!) - , aber sie waren durchaus informativ und unterhaltsam. Beispielsweise stand bei  homo homini lupus  als Fussnote: "Sinngemäß: Der Ossi ist des Ossis Wolf". (S. 268) Der Autor hatte hier sehr gute Recherchearbeit geleistet.

Dieses Buch ist Herr Fickels dritte Fall, nach dieser Lektüre stehen Band 1 und Band 2 ab sofort auf meiner Wunschliste. 5 Sterne für diesen spannenden und witzigen Krimi.