Rezension

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Witziger Krimi der beschaulicheren Art, dazu verfasst in einem bemerkenswerten Schreibstil

Das Schlossgespinst - Hans-Henner Hess

Das Schlossgespinst
von Hans-Henner Hess

Bewertet mit 4 Sternen

Sommer in Meiningen. Es herrschen schweißteibende Temperaturen  und eine Abkühlung ist noch lange nicht in Sicht. Entsprechend ruhig und beschaulich geht es am Meininger Gericht zu, das durch Abwesenheit der meisten Bediensteten und Anwälte glänzt. Ganz im Sinne des ungestressten und eher unterbeschäftigten und unterengagierten Anwalts Fickel, der meistens als sogenannte "Terminhure" arbeitet, d. h.  für ausfallende Anwälte deren Termine übernimmt. Diesem Umstand hat er auch ein plötzliches Mandat  zu verdanken. Er soll die Klage für die "rote Elfriede", die hochbetagte, ehemalige kommunistische Bürgermeisterin von Meinigen gegen den Verwalter des örtlichen Schlosses und Vorsitzenden des Historischen Vereins führen. Diesem hatte Elfriede aus ihrem Eigentum ein von Brahms geschriebenes, noch unbekanntes, Notenblatt überlassen, dieses aber nie wieder zurückerhalten. Nun klagt sie auf Rückgabe der Partitur. Schon während der Verhandlung wird Fickel von den Geschehnissen überrollt und lernt dabei die "rote Elfriede" und ihre eigenwillige Assistentin sowie Elfriedes Schoßhund Erich in ihren typischen Wesen kennen.

Einige Tage später ist Elfriede verstorben. Nicht ungewöhnlich angesichts ihres hohen Alters, doch Kriminalrat Recknagel bleibt skeptisch und tatsächlich stellt der Pathologe fest, daß es Mord war. Doch wer hatte ein Motiv, die "rote Elfriede" zu ermorden? Was anfangs so unwahrscheinlich aussieht, entpuppt sich jedoch bald als verzwickter Mordfall, denn Recknagel hat schnell Verdächtige gefunden, die mit allerhand menschlichen Lastern zu kämpfen haben. Dabei wird auch der gemütliche Anwalt Fickel in die Pflicht genommen und ermittelt plötzlich mit.

Dieser Krimi der beschaulicheren Art ist ein sehr vergnüglicher Spaß. Hat man sich als Leser erst einmal an den ungewöhnlichen, aber doch sehr bemerkenswerten Schreibstil gewohnt, so mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Dem Autor gelingt es wunderbar, juristische Kleinigkeiten und Feinheiten witzig mit dem Plot eines Krimis zu verbinden. Die Protagonisten sorgen zudem für viel Heiterkeit und als besonderes Highlight dieses Buches sind die genialen Fußnoten zu nennen, die den Leser sehr anschaulich und witzig, in juristisches und ehemaliges DDR-Wissen einweihen.