Rezension

Ein Ritualmord, zwei originelle Ermittler und viel Witz sorgen für ein echtes Lesevergnügen.

Der letzte Sterz - Günther Pfeifer

Der letzte Sterz
von Günther Pfeifer

Bewertet mit 4 Sternen

Dass ich zu viel weiß, denke ich nie, aber dass ich zu viel denke, das weiß ich.

Günther Pfeifers Österreichkrimi „Der letzte Sterz“ ist 2018 bei emons: erschienen und umfasst 287 Seiten.

Ein Ritualmord im steirischen Stainz: Statt der Erzherzog-Johann-Skulptur befindet sich ein in Beton gegossener Toter auf dem Sockel nahe der Stadt. Dieses ruft die Wiener Kommissare Hawelka und Schierhuber auf den Plan. Doch statt sie zu unterstützen, legen ihnen die Einheimischen lauter Steine in den Weg, was zu turbulenten Ermittlungen führt.

Gleich zu Beginn wird ein Spannungsbogen aufgebaut und bis zum Ende auch latent aufrechterhalten, der allein aus der Beschreibung des Deliktes resultiert: Ausgerechnet in der beschaulichen Steiermark ereignet sich ein solch grausames Verbrechen.

Dass niemand der Wiener Mordkommission wirklich Lust verspürt, sich diesem Fall zu widmen, wird gleich auf lustige Art und Weise durch Hawelkas Gedanken deutlich. Überhaupt sind dessen Gedanken ein Element, das den Leser den ganzen Roman hindurch immer wieder laut auflachen lässt. Doch sind sie nicht nur von Humor geprägt, sondern sie zeugen darüber hinaus von großartiger Beobachtungsgabe, die die großen und kleinen Marotten der Mitmenschen und insbesondere der steirischen Urgesteine ans Licht befördern.

Als die beiden Wiener dann schließlich am Ort ihrer Recherche ankommen, gelingt es dem Autor ebenso witzig, die Widerstände, auf die sie dort stoßen, darzustellen. Dabei bleibt der Witz keinesfalls an der Oberfläche, trifft er doch auch die Gesellschaft an sich, wenn z.B. zum ersten Mal die Familie Belosek wegen des Falls befragt wird oder „der Kommunist“ seinen Senf dazugeben muss.

Immer wieder stoßen die Ermittler auf neue Spuren, die dann aber in Sackgassen führen. Doch dank dem „Auskunftsbüro“, das als einzige Instanz stets hilfreich zur Seite steht, gelingt es nach und nach, Licht in die Sache zu bringen. Das eigentliche Verbrechen rückt im Laufe all der skurrilen Ereignisse einige Male in den Hintergrund, doch schafft es der Autor gegen Ende des Romans durch eine actiongeladene und chaotische Szene den Leser wieder in den Bann zu ziehen.

Die durchweg komisch gestalteten Dialoge beinhalten zum großen Teil Dialekt, was dem nicht österreichischen Leser schon Einiges an Konzentration abverlangt. Dennoch ist es auch dem hochdeutschen Leser ohne größere Probleme möglich, diese und den Witz dahinter zu verstehen. Vor allem aus dem Dialekt entspringt oft Kuriosität, und er charakterisiert und überzeichnet die den Österreichern zugeordneten Attribute. Ergänzend erwähnt seien hier auch die recht zahlreichen Fußnoten, in denen Pfeifer auf humorige Weise Eigenarten dieses Alpenstaates erklärt.

Insgesamt ist „Der letzte Sterz“ ein Kriminalroman, der meiner Meinung nach seine Faszination weniger aus der Spannung, die dennoch stets unterschwellig vorhanden ist, als vielmehr aus seiner Skurrilität und seinem Exzentrik heraus schöpft. Ein Buch, dass ich jedem, der neben Spannung auch tiefgründigen Humor mag, einfach nur zu lesen empfehlen kann.