Rezension

Ein rundum gelungener Krimi

In tiefen Seen -

In tiefen Seen
von Lenz Koppelstätter

Bewertet mit 5 Sternen

Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe ermitteln wieder. „In tiefen Seen“ ist ihr mittlerweile achter Fall und der führt sie direkt hinein in eine verschwiegene Dorfgemeinschaft im Passeiertal, hinein in den Berg, in das ehemalige Bergwerk mit dem verzweigten Stollensystem, das man kennen muss, um sich zurechtzufinden.

„Der Charly wird sterben.“ Wer ist Charly? Ist das ein ernst zu nehmender Anruf? Saltapepe schaut gerade ein wichtiges Fussballspiel, als Grauner ihn abholt. Mitten auf einer Wiese wurde ein Toter gefunden, direkt daneben sind tote Vögel, Äpfel, Birnen und noch mehr, auch eine blutverschmierte rostige Sense liegt da. Was soll diese Inszenierung? Hat dies etwa mit dem ominösen Charly zu tun? Keiner der Dörfler kennt so einen, sie alle hüllen sich in Schweigen.

Commissario Grauner ermittelt in Südtirol, hier sind seine Wurzeln, hier ist er zuhause. Mit seiner Alba bewirtschaftet er seinen Hof, seine Kühe gehen ihm über alles. Auch der Autor ist hier aufgewachsen, er kennt die Gegend und den Menschenschlag gut, seine Figuren sind allesamt authentisch, ein wenig kauzig und sehr heimatverbunden. Dies gilt auch für Saltapepe, den es hierher verschlagen hat, ein Neapolitaner und Fussballfan durch und durch. Tappeiner, Grauners Assistentin, und die Praktikantin Donnachiara vervollständigen das Team.

Der Prolog gibt gleich mal Rätsel auf – träumt Grauner oder ist ihm etwas zugestoßen? Nicht nur diese Frage drängt mich weiter. Grauner wird doch nicht…? Nein, ich verrate nichts, schließlich muss ein Mord aufgeklärt werden. Daneben geht es hinein ins ehemalige Bergwerk, die Geologen sind in Sorge, dass der ganze Berg, der durch den Erzabbau unterhöhlt ist, herunterkommt.

Lenz Koppelstätter lässt sich von realen Fällen inspirieren, so auch hier. In dem verzweigten Bergbaugebiet zwischen dem Passeier- und dem Ridnautal fanden die Nazis das perfekte Versteck für ihre geraubten Kunstschätze. Der Kriminalfall rankt sich rund um diese verborgenen Gemälde und den aktuellen Mordfall. Die Aufklärung gestaltet sich schwierig, bei den weit verzweigten Ermittlungen geht jeder einer anderen Spur nach. Lange ist nicht klar, wie hier alles zusammenpasst. Die Lage ist ganz schön verzwickt, aber aufgeben ist keine Option. Sie alle haben ihre Eigenheiten, ich mag sie, kenne sie mittlerweile ganz gut und hoffe, dass ich noch viele Fälle mit Grauner & Co. lösen werde.

Ein unterhaltsamer Krimi, dessen lose Fäden sich zum Schluss gut zusammenfügen. Man muss die Vorgängerbände nicht unbedingt kennen – es sind in sich abgeschlossene Fälle - und doch möchte ich sie nicht missen. Zugegeben – ich bin ein Fan von ihnen allen, besonders Claudio Saltapepe, der Neapolitaner in Südtirol, hat es mir angetan. Und nun heißt es Abschied nehmen. Ciao, bis demnächst, wenn es wieder heißt: Commissario Grauner ermittelt.